Politik

TK sieht Optimierungsbedarf bei Krankenhausstruktur, GKV-Finanzierung und Digitalisierung

  • Mittwoch, 28. April 2021
Jens Baas 2013/ picture alliance
Jens Baas / picture alliance

Hamburg – Die Coronapandemie hat die Schwächen des deutschen Gesundheitssystems offen gelegt. Das betonte heute Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse (TK). Insbesondere im Bereich der Digitalisierung habe sich gezeigt, dass man „in keinster Weise krisenfest“ aufgestellt sei.

Die vorgestellten Forderungen der TK an eine künftige Gesundheitspolitik umfassen neben einer Reform der Krankenhauslandschaft, Anpassungen bei der Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) auch Vorschläge für weitere zielgerichtete Digitalisierungsschritte.

Der aktuelle TK-Meinungspuls 2021, eine Umfrage im Auftrag der TK durch Forsa, zeigt, dass auch die Mehrheit der Bevölkerung Optimierungen im Versorgungsalltag als Notwendigkeit erachten – trotz ho­her Zufriedenheitswerte. 70 Prozent der Befragten gaben an, stellenweise Reformbedarf im Gesundheits­wesen zu sehen, weitere zehn Prozent möchten sogar umfassende Reformen.

„Die Zahlen zeigen, dass die Mehrheit zwar sehr zufrieden ist, viele aber auch Handlungsbedarf sehen. Gleichzeitig sind die Menschen offen, in Sachen Gesundheit Neues auszuprobieren. Das sind gute Vo­raus­setzungen für notwendige Veränderungen“, erklärte Baas. Priorität müssten Finanzierung und Digi­talisierung haben.

Bei der GKV-Finanzierung kämen derzeit zwei Faktoren zusammen. Natürlich sei die Coronapandemie eine gewisse finanzielle Belastung – diese seien aber temporär und vom Umfang her verkraftbar. Schwe­rer wiege mit Zusatzbelastungen von 14 Milliarden Euro pro Jahr die „teure Gesetzgebung“ der vergan­ge­nen Jahre. Die Finanzierungslücken würden größtenteils hieraus resultieren.

Als Lösungsansätze kämen Steuerzuschüsse, Beitragssatzerhöhungen und Kostendämpfungsmaßnahmen infrage. Kurzfristig werde man nur mit Zuschüssen und höheren Beiträgen reagieren können. Perspekti­visch müssten aber auch bestehenden Ineffizienzen angegangen und die Leistungsausgaben gesenkt werden. Staatszuschüsse sollten keine dauerhafte Lösung sein.

Reformen seien beispielsweise bei den Krankenhausstrukturen sowie in der Notfallversorgung nötig. Um unerwünschte Entwicklungen zu korrigieren, schlägt die TK vor, das System der diagnosebezogenen Fall­pauschalen (DRG) anzupassen und zu ergänzen.

Die regionale Kostenstruktur und die jeweilige Versorgungsstufe des Krankenhauses sollten bei der Ver­gütung stärker berücksichtigt werden. Für Leistungsangebote, die sich wegen einer geringen Fallzahl nicht mehr sinnvoll durch Fallpauschalen finanzieren lassen, sollten Bestandteile von Vorhaltekosten in die Vergütung eingebaut werden. Die Vergütung sollte zudem um Bestandteile ergänzt werden, die von der erbrachten Behandlungsqualität abhängig sind.

Zudem gelte es ein neues Verfahren zu entwickeln, das faire Preise für innovative Arzneimittel sicher­stelle. Mehr Effizienz bedeute auch Doppeluntersuchungen zu vermeiden, Sektorengrenzen abzubauen und die digitalen Angebote besser in das System zu integrieren, so Baas.

Mit dem bundesweiten Start der elektronischen Patientenakte (ePA) und den Digitalen Gesundheitsan­wen­dungen (DiGA) habe das Bundesgesundheitsministerium (BMG) unter Jens Spahn (CDU) wichtige Schritte in Sachen Digitalisierung forciert.

In der kommenden Legislaturperiode gelte es unter anderem, die Diskussion um eine Nutzung von ano­ny­misierten Gesundheitsdaten im Sinne der Allgemeinheit zu führen. Laut TK-Umfrage sind drei Viertel (77 Prozent) der Befragten bereit, Gesundheits- und Fitnessdaten in anonymer Form für die medizinische Forschung bereitzustellen.

Bezüglich der Rolle der Gematik spricht sich die TK dafür aus, dass diese nicht selbst zum Anbieter von digitalen Mehrwertprodukten werden sollte. Die Kernkompetenz solle auch weiterhin darin liegen, den Krankenkassen und Leistungserbringern als Dienstleister zur Seite stehen und sie bei der Entwicklung der Infrastruktur und deren Betrieb unterstützen.

aha

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