Politik

Tübingen will Modellprojekt trotz Fehlern bei Schnelltests fortsetzen

  • Dienstag, 23. März 2021
Ein Mann zeigt sein „Tagesticket“, das aufgrund eines negativen Testergebnis bei einem Coronaschnelltest ausgestellt wurde. Mit dem Modellprojekt „Öffnen mit Sicherheit“ will die Intiatorin, die Tübinger Notärztin Federle, den Menschen während der Pandemie mehr Möglichkeiten eröffnen./picture alliance, Tom Weller
Ein Mann zeigt sein „Tagesticket“, das aufgrund eines negativen Testergebnis bei einem Coronaschnelltest ausgestellt wurde. Mit dem Modellprojekt „Öffnen mit Sicherheit“ will die Intiatorin, die Tübinger Notärztin Federle, den Menschen während der Pandemie mehr Möglichkeiten eröffnen./picture alliance, Tom Weller

Tübingen – Trotz der jüngsten Fehler bei der Abnahme von Coronaschnelltests gibt die Stadt Tübingen grünes Licht für eine Fortsetzung ihres bundesweit vielbeachteten Modellprojekts. Es gelte noch viele Probleme zu lösen, heißt es nach Angaben der Stadt von gestern in einem ersten Zwischenbericht von Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne), der Pandemiebeauftragten Lisa Federle und dem Infektiologen Peter Kremsner an das Sozialministerium.

Das Zwischenfazit des Projekts „Öffnen mit Sicherheit“ sei dennoch positiv und es werde empfohlen, das Testmodell weiterzuführen. Die Projektphase soll bis zum 4. April gehen. In der Universitätsstadt läuft seit etwa einer Woche ein Modellprojekt zu mehr Öffnungsschritten in Coronazeiten. An neun Teststatio­nen können die Menschen kostenlose Tests machen, das Ergebnis wird bescheinigt. Damit kann man in Läden, zum Friseur oder auch in Theater und Museen.

„Nach hiesiger Einschätzung liegen weiterhin gute Voraussetzungen vor, um das Modellvorhaben fortzu­setzen“, sagte Kremsner, der es als Direktor des Instituts für Tropenmedizin an der Uniklinik Tübingen wissenschaftlich begleitet. Das Modell gilt als Versuchsballon: Von der grün-schwarzen Landesregierung noch vor der Landtagswahl am 14. März abgesegnet, könnte es weitreichende Folgen für die künftigen Öffnungsstrategien haben.

Im Laufe der vergangenen Woche wurden nach Angaben der Stadt an den Teststationen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) und privater Partner 29.473 Tests durchgeführt, 75 davon waren positiv – viele da­von allerdings nur zunächst.

Es habe sich gezeigt, dass einige Stationen im Freien eine relativ hohe Zahl an Menschen in Quarantäne geschickt hätten, obwohl sie möglicherweise gar nicht positiv waren, teilte die Stadt mit. Die niedrigen Außentemperaturen hätten die Zuverlässigkeit der Tests beeinflusst. Die Stadt gehe von lediglich knapp 30 Infektionsfällen aus, die sich im PCR-Test schließlich auch bestätigen würden.

„Wir haben bewusst auf Perfektion verzichtet, um rasch starten zu können“, sagte OB Palmer. „Es war klar, dass deswegen immer wieder Probleme auftreten werden.“ Die Stadt versuche, Schwierigkeiten so schnell wie möglich zu lösen. Das gelte auch für zwei Teststationen eines privaten Anbieters, die gestern wegen Personalmangels geschlossen bleiben mussten.

Unter 1.000 getesteten Menschen werde damit ein Infizierter entdeckt, zeigte sich Federle dennoch über­zeugt. „Es zeigt sich wieder, dass man mit präventiven Tests die Menschen findet, die andere an­stecken, ohne es selbst zu wissen.“ Die Ausbreitung des Virus werde durch das Modellprojekt erheblich gebremst.

Grund für die Fehler an mindestens zwei Schnelltestständen waren nach Angaben von Kern Medical (KME) die niedrigen Temperaturen sowohl beim eigentlichen Test als auch bei dessen Auswertung. Laut dem Hersteller Abbott hätten die Testkits bei Zimmertemperaturen zwischen 15 und 20 Grad verwendet und ausgewertet werden müssen. „Wir gestalten unsere Teststationen gerade um, damit die korrekte Temperatur zur Auswertung der Tests gewährleistet ist“ sagte KME-Gesundheitsmanager Florian Vek.

Ins Rollen gebracht hatte den Fall der Tübinger Unternehmer Martin Konold, dem am vergangenen Sams­tag in der Innenstadt die Schnelltestkits bei einer Außentemperatur von vier Grad auf einer Bank liegend aufgefallen waren. Er hatte seine Beobachtung mit einem Tweet öffentlich gemacht. Zudem ha­be er den Vorfall an die Notärztin Federle weitergegeben, die auch Präsidentin des DRK-Kreisverbands Tübingen ist.

Bisher können auch Bewohner aus anderen Bundesländern nach Tübingen kommen und sich sozusagen freitesten. OB Palmer kündigte aber an, das Testmodell gegebenenfalls auf die Menschen im Landkreis einzuschränken. „Das heißt, wir würden dann die Tests den auswärtigen Gästen nicht mehr zur Verfü­gung stellen, damit würden sie auch nicht an die Voraussetzungen kommen, um unsere Angebote zu nutzen“, erklärte Palmer dem Deutschlandfunk gestern.

dpa

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