Umweltministerium will Gesundheitsgefahren durch schädliche Umwelteinflüsse reduzieren

Berlin – Die neue Bundesregierung will stärker ressortübergreifend zusammenarbeiten. Das kündigte Antje von Broock, Abteilungsleiterin im neu gegründeten Bundesministerium für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMUKN), vorgestern auf der WeAct Con in Berlin an.
Denn heute müssten Lösungen mehrere Probleme auf einmal beheben. „Und das geht nur, wenn man miteinander kooperiert“, so von Broock, die die Abteilung Chemikaliensicherheit, Immissionsschutz und Verkehr leitet.
So will sich das Umweltministerium dafür einsetzen, dass die Umwelt weniger mit Lärm oder mit Chemikalien belastet wird. „Auf diese Weise wollen wir dazu beitragen, die Gesundheitsbelastung der Menschen zu reduzieren und so das Gesundheitssystem zu entlasten“, sagte von Broock.
Ihre Abteilung befasse sich unter anderem mit den Umweltwirkungen von Arzneimitteln und der Frage, wie die Umwelt auf die menschliche Gesundheit wirke. „Wir verantworten unter anderem das German Environmental Survey, GerES, bei dem in regelmäßigen Abständen menschliches Blut auf Schadstoffe untersucht wird“, erklärte von Broock.
„Dabei versuchen wir auch, herauszufinden, welche Maßnahmen wirksam sind, um die Menschen vor schädlichen Umweltwirkungen zu schützen.“ Dafür werde eine Datengrundlage gebraucht. „An vielen Stellen werden Daten im System erhoben“, so von Broock. „Aber noch nicht alle Daten werden miteinander verbunden. Daran können wir noch arbeiten.“
Sie sprach sich dafür aus, im System noch mehr Synergien zu heben, indem Verbände und Organisationen besser miteinander kooperieren. Als Beispiel nannte sie den Spurenstoffdialog, bei dem Vertreter von Wasserversorgern Mitarbeitende von Krankenhäusern darüber informieren, wie Kontrastmittel richtig entsorgt werden müssen, um Abwasser und Kläranlagen weniger zu belasten.
Mitarbeitende sensibilisieren
Teilnehmer des Spurenstoffdialogs ist unter anderem der Berufsverband der Deutschen Radiologen (BDR). „Dabei geht es vor allem darum, die Mitarbeitenden zu sensibilisieren“, erklärte der Präsident des BDR, Hermann Helmberger. Insbesondere gehe es um die richtige Entsorgung von jodhaltigen Kontrastmitteln.
„Jodhaltige Kontrastmittel dürfen nicht in das Abwasser gelangen“, sagte Helmberger. „Sie müssen über den Verbrennungsmüll entsorgt werden.“ Zudem sei erreicht worden, dass die Industrie entsprechende Kontrastmittelreste zurück nimmt. Auf diese Weise könne Jod, das ein knappes Gut sei, auch recycelt werden.
Helmberger sprach sich zudem dafür aus, die Mitarbeitenden in Krankenhäuser für den richtigen Gebrauch von Einmalhandschuhen zu sensibilisieren. „Durch die Coronapandemie ist der Verbrauch von Einmalhandschuhen stark angestiegen, obwohl ihr Gebrauch aus hygienischen Gründen oft gar nicht indiziert ist“, betonte Helmberger. Hier müsse an der Basis Überzeugungsarbeit geleistet werden, Einmalhandschuhe nur zu verwenden, wenn es notwendig sei.
Dämmung aus Sondervermögen
Der Arzt und Politiker Johannes Wagner (Grüne) warb dafür, Mittel aus dem angekündigten Sondervermögen auch einzusetzen, um bedarfsnotwendige Krankenhäuser besser zu dämmen. „Das ist nur gerecht, nachdem die Krankenhäuser über eine lange Zeit viel zu wenige Investitionsmittel erhalten haben, mit denen sie ihre Gebäude hätten dämmen können“, sagte er. Eine Dämmung würde nicht nur den Treibhausgasausstoß der Krankenhäuser deutlich senken, sondern auch Mitarbeitende und Patienten vor Hitze schützen.
„Ich habe früher in einem Krankenhaus gearbeitet, das aus den 1970er-Jahren stammte: ein Betonklotz, in dem es im Sommer zu heiß war und man im Winter stark heizen musste“, berichtete Wagner. Von solchen Gebäuden gebe es viele, auch in der Pflege.
Zudem sprach er sich dafür aus, neue Mechanismen einzuführen, mit denen Krankenhäuser zum Beispiel Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) oder Wärmepumpen finanzieren können – wenn die Investitionsmittel der Bundesländer dafür nicht ausreichen.
„Es müsste Mechanismen geben, mit denen Krankenkassen und Krankenhäuser sich auf die Finanzierung entsprechender Anschaffungen verständigen“, meinte Wagner. Immerhin würden PV-Anlagen, zum Beispiel, auch die Betriebskosten senken.
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