Videosprechstunden erreichen vor allem Akademiker in Großstädten

Berlin – Die deutliche Steigerung bei Videosprechstunden in der Pandemie ist laut einer Analyse eines Beratungsinstitutes vor allem durch eine höhere Nachfrage bei Akademikern in großen Ballungszentren entstanden.
In der jährlichen Zielgruppenanalyse des EPatient-Survey werde deutlich, dass unter den 5.000 Befragten eher Akademiker mit weniger chronischen Krankheiten digitale Angebote wahrnehmen. „Denn vor allem bessergestellte Bevölkerungsgruppen mit meist nur akuten Beschwerden konsultieren während des Lockdowns den Arzt online“, heißt es in einer Mitteilung.
Laut Daten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) wurden im zweiten Quartal 2020 fast 1,2 Millionen Sprechstunden per Video abgehalten, im Jahr 2019 fanden im ganzen Jahr bundesweit etwa 3.000 Videosprechstunden statt.
Allerdings gehe die Schere zwischen chronisch Kranken und oftmals digital weniger affinen Patienten sowie den „Digital fitten Milieus mit dem Arzt auf ihrem Smartphone“ immer weiter auseinander, heißt es in der Analyse.
„Um vulnerable Gruppen mit Digital Health zu erreichen, braucht es spezielle, oftmals hybride Begleitmaßnahmen“, erklärte Studienleiter Alexander Schachinger heute in einer Onlinekonferenz. Daher müssten digitale Gesundheitsanwendungen auch öfter vor Ort persönlich begleitet werden, beispielsweise neben Arztpraxen auch in Apotheken oder anderen Gesundheitseinrichtungen. Es genüge nicht, so Schachinger, „Anti-Stressapps auf die Webseite zu stellen.“
Vielmehr müssten die Anwendungen beispielsweise auf Terminals öffentlich zur Verfügung gestellt werden. Ein Beispiel sei Großbritannien, wo es in Jobcentern oder Bibliotheken Assistenten und Terminals zur Online-Terminsuche oder als Erläuterung zur Nutzung bei Medikamentenapps gebe.
Neben den digitalen Angeboten ist auch in der Pandemie die Nachfrage nach digitalen Sportkursen sowie Ernährungskursen um vier Prozentpunkte gestiegen (von 14 auf 18 Prozent). Gleichzeitig seien, so Schachinger, die Medikamenten- und Diagnostikapps in der Nutzung ein wenig zurück gegangen, von elf Prozent auf neun Prozent. Im Vergleich zu den anderen Entwicklungen sei dies „unerwartet“, so Schachinger.
„Eine erste Erklärung: Auch die Reduktion von Arztbesuchen und somit verordneten Therapien kann den leichten Rückgang erklären.“ Reduziert hat sich auch die Zahl der Onlineterminbuchungen, allerdings hänge dies auch mit einem temporären Rückgang an Vertragsarztterminen gerade in der ersten Phase der Pandemie zusammen.
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