Politik

Virusmutation in Kita: Baden-Württemberg um Aufklärung bemüht

  • Donnerstag, 28. Januar 2021
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Stuttgart – Nach einem Coronaausbruch in einer Freiburger Kita ist die Landesregierung Baden-Würt­temberg bemüht, wei­tere Übertragungen der womöglich mutierten Virusvariante zu verhindern. Ge­sund­heitsminister Manne Lucha (Grüne) bot gestern Abend der Kultusministerin an, für die Notbetreuung in Kitas und Grundschulen kurzfristig Schnelltests aus der Notreserve des Landes zur Verfügung zu stellen.

So könne das Personal mehrmals die Woche getestet werden. „Die Kultusministerin ist angesichts der besorgniserregenden Mutationen jetzt wirklich aufgerufen, die Gruppen in der Notbetreuung klein zu halten und kurzfristig die notwendigen Voraussetzungen in den Kindertagesstätten und Schulen zu schaffen, um die Tests durchführen zu können.“

Ministerin Susanne Eisenmann (CDU) hatte am Abend in Stuttgart gesagt, der Fall in Freiburg habe sie „vor eine völlig neue Situation gestellt“. Nun gelte es zunächst, den Sachverhalt aufzuklären, sagte sie bei einer Onlineveranstaltung der Landes-CDU mit dem Titel „Eisenmann will's wissen“.

Ministerpräsident Kretsch­mann teilte mit, er habe immer deutlich gemacht, dass man die Entscheidung über die Öffnung abhängig vom Pandemiegeschehen treffen und man vor einer ganz neuen Situation stehen würde, sollte sich einer der mutierten Viren manifestieren.

14 Erzieher sowie zehn Kinder der Freiburger Kita Immergrün haben sich womöglich mit einer mutierten Variante des Coronavirus SARS-CoV-2 infiziert. Zwei der Kinder seien schon positiv darauf getestet wor­den, sagte ein Sprecher der Diakonie Baden, Träger der Einrichtung. Und: „Die Krankheitsverläufe waren allesamt moderat.“

Der Coronaausbruch geht nach Erkenntnissen der Diakonie auf einen Erzieher zurück, der zunächst keine Symptome hatte. „Als er unter Geschmacksverlust litt und sich sofort testen ließ, hatte er das Virus schon weitergegeben“, teilte ein Sprecher gestern Abend in Karlsruhe mit.

In der Kita seien die sechs Gruppen getrennt. Alles spreche dafür, dass über Kontakte im Privaten dann das Virus auch auf Mitglieder anderer Gruppen übertragen worden sei, sagte ein Sprecher. Vier der Gruppen seien seit zehn Tagen in Quarantäne.

Das Gesundheitsamt habe das Hygienekonzept der Kita „als ordnungsgemäß und gut gewürdigt“. Die Behör­den hätten der Einrichtung erlaubt, ab Montag wieder für die ihr anvertrauten Kinder die Notbe­treu­ung zu übernehmen, hieß es.

Freiburgs Bürgermeister Martin Horn (parteilos) teilte zum Ausbruch in der Kita mit, es mache ihn sehr betroffen, dass die neue Variante in Freiburg angekommen sei und insbesondere, dass Kinder betroffen seien.

„Wir werden die Situation mit großer Aufmerksamkeit und Sorge verfolgen und sämtliche notwendi­gen Maßnahmen einleiten“, so Horn am Abend. Die Stadt sei in enger Abstimmung mit dem Gesundheits­amt sowie dem betroffenen Träger. Nach weiteren Testergebnissen tage umgehend der Krisenstab und werde das weitere Vorgehen besprechen.

Der Vorsitzende des Gesamtelternbeirats der Freiburger Kindergärten und -tagesstätten, Simeon Ste­phan, forderte dringend Aufklärung über die Situation in der Stadt. „Wir müssen Licht ins Dunkel brin­gen“, sagte er.

Zu klären sei zum Beispiel, wie stark Freiburg auch von mutierten Coronavarianten betroffen sei, um wel­che es sich genau handele, ob das zu höheren Ansteckungsraten führe, wie schnell auch Kinder an­ge­steckt würden und wie die Krankheitsverläufe in diesen Fällen sich von anderen unterscheiden. „Es gibt in der Elternschaft schon Sorgen wegen der Mutationen.“

Landesweit sind dem Gesundheitsministerium 13 weitere Fälle mit den neuen Virusvarianten bekannt. In Freiburg und im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald gebe es acht Fälle, im Landkreis Ravensburg drei und im Ortenaukreis zwei Fälle.

Ursprünglich wollten Ministerpräsident Kretschmann und Kultusministerin Eisenmann gestern die Ent­scheidung zur schrittweisen Öffnung von Kitas und Grundschulen ab kommenden Montag verkünden. Die Öffnung liegt nun erstmal auf Eis.

dpa

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