Was niemand wissen wollte
Einer der Hauptdarsteller war schon eine halbe Stunde vorher da. Gesundheitsökonom Prof. Dr. Eberhard Wille, stellvertretender Vorsitzender des Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen, gehört zu den bei allen Fraktionen geachteten Sachverständigen, die bei Anhörungen des Bundestages eine besondere Bedeutung haben. So war es auch bei der Anhörung des Gesundheitsausschusses zum Entwurf eines „Gesetzes zur Weiterentwicklung der Finanzstruktur und der Qualität in der gesetzlichen Krankenversicherung“ mit der sperrigen Abkürzung GKV-FQWG. Zur allerersten Kategorie von Sachverständigen gehört ebenfalls Prof. Dr. Jürgen Wasem von der Universität Duisburg-Essen. Wasem sorgte vor Beginn mit einem unauffälligen Tausch der Namensschilder dafür, dass die Herren Universitätsprofessoren nebeneinander Platz fanden.
In Berlin war es der erste heiße Tag im Mai. Aber eine erhitzte Diskussion wollte sich in dem klimatisierten Anhörungssaal mit Blick auf die Spree nicht entwickeln. Dass Wille und Wasem aufgrund der Gesetzesänderungen eine Minderung des Wettbewerbs unter den Krankenkassen erwarten, entspricht zwar nicht der Sprachregelung der großen Koalition, konnte aber die Abgeordneten von Union und SPD nicht wirklich irritieren. Zumal Wasem es als sinnvoll bezeichnete, dass mit dem neuen, einkommensabhängigen
Zusatzbeitrag der Preiswettbewerb unter den Kassen etwas an Intensität verlieren werden. Denn zuletzt habe der Preiswettbewerb alles andere überlagert, auch den Wettbewerb um Qualität der Versorgung.
Die meisten Fragen der Abgeordneten zielten darauf ab, sich die eigene Meinung bestätigen zu lassen. So war bemerkenswert, welche Fragen nicht gestellt wurden. Weder Abgeordnete der Koalition noch die der Opposition wollten wissen, ob das neu zu gründende Qualitätsinstitut wirklich zu einer Verbesserung der medizinischen Versorgung wird beitragen können. Und ob mit einem zusätzlichen Dokumentationsaufwand für Ärzte und andere Gesundheitsberufe zu rechnen ist, hat auch niemand gefragt.
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