Res medica, res publica

Weshalb Vertragsärzte zu wenig investieren

  • Mittwoch, 10. Juli 2013

In der ökonomischen Theorie ist es ganz einfach: Wenn die Zinsen niedrig sind, Kredite also billig, wird tendenziell mehr investiert. Würde das immer zutreffen, dürfte es keinen Investi­tionsstau in den Arztpraxen geben. Schließlich sind die Bankzinsen seit Jahren im Keller. Gleichwohl lautet die übereinstimmende Expertendiagnose: Die Vertragsärzte investieren zu wenig. Andreas Köhler, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), befürchtet vor allem im ländlichen Raum einen Substanzverlust der Praxen.

Das sind die Zahlen: Die durchschnittlichen Investitionen je Praxis haben sich von 14.855 Euro im Jahr 2006 auf 11.694 Euro 2010 vermindert. Nach den Ergebnissen aus dem Praxis-Panel des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (ZI) fallen die im ländlichen Raum angesiedelten Praxen deutlich gegenüber den anderen zurück. Während 2006 die Inhaber ländlicher Praxen noch 15.730 Euro im Schnitt investiert haben, waren es vier Jahre später mit knapp 9.000 Euro 42 Prozent weniger. Vertragsärzte mit Sitz in Kernstädten hielten ihre Investitionen dagegen eher stabil.

Auch nach Fachgruppen gibt es deutliche Unterschiede: Bei den fachärztlichen Grund­versorgern, den operierenden Fachärzten und den Radiologen klaffen getätigte Investitionen und Investitionsbedarf weit auseinander. Einzelheiten dazu im Deutschen Ärzteblatt.

Als Erklärung hilft die Zinshöhe nicht weiter, das wissen selbstverständlich auch die Ökonomen. Vielmehr ist die Investitionstätigkeit ein wichtiger Indikator für die Einschätzung der gegenwärtigen und der zukünftigen Geschäftslage. Anders gesagt: Wem es heute schlecht geht und wer auch in den nächsten Jahren keine Gewinne erwartet, investiert nicht.

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