Studierender Blick

Beschäftigungsfähigkeit

  • Mittwoch, 3. Juli 2013

Rund um die Welt genießen medizinische Schulen ein hohes Ansehen, die Schere zwischen diesen geht jedoch immer weiter auseinander: Universitäre Hochburgen am Puls des forschenden Zeitgeists und pragmatisch gesteuerte Ausbildungszentren. Letztere wachsen nun auch in Deutschland und ändern das Gesicht der Hochschulmedizin. Deutschland ist vielleicht die letzte Bastion, in der das Humboldtsche Leitbild verteidigt wird – die Bologna Reform hat die Medizin noch nicht ganz erreicht, auch wenn sie lange Zeit wie ein Sturm angekündigt war. Vielleicht ist das System der Bogenschütze unserer Sicherheit, nicht zuletzt über die Förderalisreform und die einhergehenden Kooperationsverträge.

Als Studierender fragt man sich tagtäglich, wieso man ausgerechnet jene Fächer lernen soll, warum diese im jeweiligen Ausmaß in praktischen Kursen oder theoretischen Vorlesungen angesiedelt sind – kurz: die Frage nach dem Sinn.

Geht es hier um die sogenannte "Employability", also um die Fähigkeit eines Studierenden, möglichst gut und schnell ins Arbeitsleben zu gehen? Soll der Studierende so viel praktische Ausbildung genießen, dass er sofort den alltäglichen Workflow auf Station erledigen kann? Und müssen dann nicht die theoretischen Ausbildungsinhalte herunter gefahren werden, damit Studierende noch binnen 6 Jahren mit dem Studium fertig werden?

Oder geht es hier darum, einen Arzt auszubilden, der kritisch die Leitlinien hinterfragen und auf dem neuesten Stand der Studienlage bleiben kann? Selbst jeder weit entlegenste Allgemeinarzt muss einschätzen können, wie zum Beispiel der Diabetes mellitus seines langjährigen Patienten eingestellt werden muss - auch wenn der HbA1c auf neue Zielparameter umgestellt werden soll.

Ich befürchte, wir kommen nicht drum herum, auch hier in Deutschland abzuschätzen, wie weit wir diese Schere auseinander gleiten lassen möchten.

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