Studierender Blick

Das Modell Hausarzt

  • Freitag, 19. September 2014

Im Rahmen der jüngsten Änderungen zur Approbationsordnung hat eine politische Forderung besonders Gehör gefunden: der Wunsch nach mehr Hausärzten. 

Ich halte es für richtig, dass das hausärztliche Handwerk im Rahmen des Studiums gelehrt wird. An anderer Stelle in diesem Blog habe ich bereits erläutert, dass die Hausärzte als Tür und Pförtner zu unserem Gesundheitssystem das Berufsbild nach außen und innen prägen. Durch die sich immer weiter spezialisierende Hochschulmedizin werden die gängstigen Krankheitsbilder wie isolierter Husten oder Schnupfen zu Theoretika für unsere Studierenden. Umso wichtiger ist es, dass Studierende schon immer eine Famulatur in einer hausärztlichen Praxis ableisten konnten.

Nun hat jene jüngste Änderung zur Approbationsordnung dazu geführt, dass Stu­dierende künftig „zu ihrem Glück gezwungen werden”, um es galant auszudrücken. Ich stehe dieser Neuverpflichtung nach wie vor kritisch gegenüber, denn ich befürchte, dass es zu Unmut in jenem Teil der Studierenden führen könnte, der in die medizinische Forschung gehen möchte.

Doch Hausärzte sind mehr als nur Allgemeinärzte, sie sind auch Pädiater, Internisten oder gar Neurologen (nach altem Reglement). Um auf diese Bandbreite aufmerksam zu machen bedarf es mehr als nur einer Gesetzgebung. Es bedarf eines guten Angebots, engagierten Praxisinhabern und einer cleveren Idee, um die innerdeutsche Mobilität zu fördern.

Die in diesem Rahmen sehr aktiven Kölner Kinderarztpraxen haben mich vor kurzem auf ein solches Modell vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte aufmerksam gemacht, welches ich hier gern mit allen studentischen Lesern teilen möchte (http://www.bvkj.de/der-bvkj/famulaturboerse/fuer-studenten/allgemeine-informationen/#c170). 

Auch die Allgemeinmediziner haben ein ähnliches Angebot (http://degam-famulaturboerse.de). Und an dieser Stelle ist auch das Projekt der Bundesvertretung der Medizinstudierenden mit der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns zu erwähnen (http://bvmd.de/arbeit/scohp/landinsicht/). 

Werden diese Famulaturbörsen stets weiter gefüllt, so kann man künftig zum Beispiel in am anderen Deutschlands eine Famulatur absolvieren. Dieser Szenenwechsel ist nicht nur förderlich für die Lernmotivation, sondern auch eine nicht zu missende Lebens­erfahrung. Denn man lernt auch, wenn nur über kurze Zeit, den ärztlichen Dienst als integralen Teil einer Gemeinde zu leisten – ohne klassische Krankenhaushierarchien, direkt an vorderster Front und mitten im Geschehen.

Durch Ideen wie eine solche Famulaturbörse und vielen weiteren Vorschlägen (Integration von Hausärzten in Wahlpflichtblöcken oder Blockpraktika)  investieren jene Fächer nicht nur in eine motivierte Generation an künftigen Praxisinhabern, sondern gehen einen ständigen ideellen Austausch mit Studierenden ein, der neue Energien in den Köpfen von morgen entfachen mag.

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