Unterwegs

Wanderung gen Westen

  • Montag, 7. März 2011

Wenn im deutschen Gesundheitswesen alles so trist und aussichtslos wäre wie viele Verbände- und Medienvertreter glauben machen wollen – würden dann so viele Ärzte aus mittel- und osteuropäischen Ländern gerne hier arbeiten wollen?

Ich habe bereits in meinem letzten Blog versucht zu beschreiben, dass ich die Situation differenzierter betrachte seit ich mich verstärkt anderen Gesundheitssystemen widme. Und ich habe auch aufgezeigt, welche Reaktionen meine heutige Betrachtungsweise auslöst.

Kürzlich hat eine Meldung der Süddeutschen Zeitung meine Auffassung erneut bekräftigt: dortige Krankenhausärzte hatten aufgrund schlechter Bezahlung mit Auswanderung gedroht, 3.800 der 16.000 Krankenhausärzte haben sogar ihre Kündigung eingereicht, die zum 1. März wirksam werden soll. Deutschland und Österreich, so ging aus dieser und anderen Meldungen hervor, zählten zu den Zielländern der abwanderungswilligen Ärzte. 

Schon während meiner Recherchen in Mittel- und Osteuropa von 2005 bis 2009 erzählten mir viele der Ärzte, die ich interviewte, dass Auswanderung für viele auf der Tagesordnung ganz oben stehe – und zwar nach Deutschland! Viele lobten unsere gut organisierten Strukturen, die vergleichsweise geringe Korruptionsrate im Gesundheitswesen und das seit  Jahrzehnten funktionierte Sozialversicherungsprinzip.

In vielen Ländern Mittel- und Osteuropas hat die Umstellung auf Bürgerversicherungen nach bismarckschem  Muster bi s heute nicht wirklich funktioniert – sie leiden noch immer an den Nebenwirkungen der Transformationsprozesse und klammern sich an alte Muster.

Noch weiter Richtung Osten – in China, Indien und Russland, aber auch im BRIC-Staat Brasilien – glaubt man an Medizintechnik und Pharmazie aus Deutschland. Ebenso erhoffen sich diese Länder Beratung und Unterstützung von deutscher Seite in den Bereichen Krankenhausmanagement und Finanzierung von Krankenversicherungen, fand ich in einer Studie für das Bundesministerium für Entwicklung und wirtschaftliche Zusammenarbeit heraus.  Vor allem Trainings für Ärzte aus BRIC-Staaten in Deutschland stehen auf der Wunschliste nach wie vor oben.

Der Trend geht also nach wie vor nach Westen – und damit auch nach Deutschland.

mis

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