Ärzte sollten bei unklarem Fieber Infektionen mit West-Nil-Virus in Erwägung ziehen

Berlin – Anlässlich des ersten Nachweises von West-Nil-Viren (WNV) in einem Vogel in diesem Jahr erinnert das Robert-Koch-Institut (RKI) an die mögliche Übertragung auf Menschen. Das Risiko für die Bevölkerung, sich in Deutschland mit WNV zu infizieren, sei zwar gering, aber nicht auszuschließen, teilte das RKI heute dem Deutschen Ärzteblatt mit.
WNV-positive Vögel seien aber Indikatoren dafür, dass das Virus zwischen Mücken und Vögeln zirkuliere, wobei es zu Infektionen des Menschen als Fehlwirt kommen könne. Die Transmission werde durch anhaltend warmes Wetter begünstigt. Das RKI rät der Ärzteschaft daher, erkrankte Reiserückkehrer, Personen mit ätiologisch unklaren Enzephalitiden sowie gehäuft auftretendem unklaren Fieber differenzialdiagnostisch auf WNV untersuchen zu lassen. Die Labordiagnostik sollte nach Möglichkeit ein Speziallaboratorium übernehmen, so das RKI.
In den ersten Tagen nach Symptombeginn kann dem Institut zufolge virale RNA durch RT-PCR nachgewiesen werden (in Vollblut, Serum oder Liquor), später Antikörper in Serum- bzw. Liquorproben durch West-Nil-Virus-ELISA (Nachweis von IgM und IgG, und zur Bestätigung der Plaque-Reduktions-Neutralisationstest (PRNT). Es muss dem RKI zufolge beachtet werden, dass andere Flavivirusinfektionen oder Impfungen (FSME, Gelbfieber, Dengue, Japanese Enzephalitis, Usutu u.a.) zu Kreuzreaktionen im ELISA führen können.
Aufgrund des möglichen lang andauernden Vorhandenseins von IgM-Antikörpern, wird für eine abschließende Diagnose die Untersuchung von Verlaufsproben empfohlen, um die Serokonversion oder einen vierfachen Anstieg des spezifischen Antikörpertiters zu bestätigen. Differentialdiagnostisch kommen bei Enzephalitis-Symptomen andere virale und bakterielle Meningoenzephalitis-Erreger in Frage.
Beim Menschen verlaufen 80 Prozent der WNV-Fälle ohne Krankheitssymptome, nur etwa 20 Prozent der Infizierten zeigen leichte Krankheitssymptome wie Fieber und grippeähnliche Erscheinungen. In weniger als einem Prozent der Fälle kann allerdings ein hoch fieberhafter Krankheitsverlauf mit Meningitis oder Enzephalitis auftreten, der zu bleibenden neurologischen Schädigungen führen kann und in seltenen Fällen tödlich endet.
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