Angehörigen fühlen sich oft unzureichend in die Versorgung einbezogen

Gießen – Angehörige von Patienten und professionelle Helferinnen und Helfer bewerten sehr unterschiedlich, wie gut Angehörige in den Versorgungsprozess einbezogen sind. Das berichtet eine Arbeitsgruppe um Wolfgang George vom TransMIT-Projektbereich für Versorgungsforschung und Beratung der Technischen Hochschule Mittelhessen.
„Die herausragende Bedeutung der Angehörigen für den Heilungs- und Rehabilitationsprozess ist ebenso bewiesen wie deren überlebensnotwendige Rolle in der Begleitung von alten, unterstützungs- beziehungsweise pflegebedürftigen Menschen“, hieß es aus dem Projektteam.
Die Wissenschaftler entwickelten daher einen Onlinefragebogen, den verschiedene professionelle Helfergruppen sowie betroffene Angehörigen bearbeitet haben. Dieser umfasste Fragen zur Art der Versorgungssituation sowie 20 inhaltliche Fragen zur Praxis der Einbeziehung von Angehörigen in das Versorgungsgeschehen.
Folgende Aspekte wurden dabei behandelt: Information und Kommunikation, praktische Anleitungen und Schulungsangebote, Einbindung in Entscheidungsfindungen, Konfliktverhalten, Verweis auf andere Behandlungspartner und anderes. Die zusammenfassende Bewertung erfolgte nach dem Schulnotenprinzip von 1 (sehr gut) bis 6 (ungenügend).
„Als erstes überrascht die deutliche Differenz zwischen der Einschätzung von Helfern und Angehörigen, die bei durchschnittlich mehr als einer Note liegt“, berichtet die Forschungsgruppe über die Ergebnisse. In einer Gesamtbewertung schätzen die Helfer die Qualität der Zusammenarbeit auf 2,4 die Angehörigen auf 3,6.
Weit auseinander liegen auch die Einschätzungen zur Beachtung der rechtlichen Verpflichtungen, wie sie sich etwa aus Patientenverfügungen ergeben (Helfer 1,9/Angehörige 3,0), Verweis auf andere Versorgungspartner (Helfer 2,4/Angehörige 4,0), das Angebot von Schulungen (Helfer 3,7/Angehörige 4,7) oder praxisnahe Anleitungen vor Ort (Helfer 2,9/Angehörige 4,4).
Laut Befragung sind es die ambulanten Dienstleister, bei denen die Zusammenarbeit mit den Angehörigen am besten gelingt, gefolgt von den Krankenhäusern und knapp hinter diesen die Pflegeeinrichtungen.
George zufolge ist eine systematische Zusammenarbeit mit den Angehörigen zwar zwingend notwendig, das Gesundheitswesen sei darauf laut Befragung aber nur sehr unzureichend vorbereitet. Die Forschungsgruppe weist aber daraufhin, dass die Stichprobengröße mit 130 Angehörigen und 146 professionellen Helfern eher gering war.
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