Apotheker demonstrieren gegen Lauterbach-Pläne

Erfurt – In Thüringen und Sachsen ärgern sich Pharmazeuten über die Reformpläne für Apotheken der Bundesregierung. Sie haben ihren Protest auf die Straße getragen.
„Wir werden nicht nachlassen, unsere drei wichtigsten Forderungen immer wieder vorzutragen, bis diese in einer zukunftsfähigen Apothekenreform umgesetzt sind“, sagte Thomas Dittrich, Vorsitzender des sächsischen Apothekerverbandes.
Dabei handelt es sich um eine Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, keine Öffnung von Apotheken ohne Anwesenheit eines Apothekers und Entbürokratisierung.
Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) sagte bei der Demonstration am Postplatz, sie habe Verständnis für den Unmut. „Wir machen uns gemeinsam Sorgen, dass die Arzneimittelversorgung gefährdet wird.“
Die Beschäftigten in Apotheken leisteten eine gute und qualifizierte Arbeit und seien für viele Menschen Ansprechpartner in ganz vielen Fragen. Gerade in ländlichen Regionen müsse die Apotheke vor Ort daher erhalten bleiben.
Parallel zu dem Protest in Dresden fand eine Kundgebung in Erfurt statt. Bereits im vergangenen Jahr hatte es bundesweite Protestaktionen gegeben. Ende November versammelten sich Apotheker aus den ostdeutschen Bundesländern in Dresden. Die erhoffte Veränderung sei bislang jedoch ausgeblieben, hieß es in der Mitteilung.
„Wir brauchen eine Reform, die auf die Kompetenz der Apothekerinnen und Apotheker als Heilberuf am Patienten setzt und nicht auf digital ferngesteuerte Arzneimittelausgabestellen“, kritisierte auch der Vorsitzende des Thüringer Apothekerverbands, Stefan Fink. Die Apotheken bräuchten wirtschaftliche Planungssicherheit, so Fink weiter.
Ein besonderer Dorn in den Augen der Apotheker ist ein zentraler Punkt in den Reformplänen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD): So sollen Apothekenfilialen auch dann öffnen dürfen, wenn ein Apotheker nur in einer anderen Filiale für eine Beratung per Telefon oder Video zur Verfügung steht. Erfahrene pharmazeutisch-technische Assistenten könnten dann aus Sicht von Lauterbach die Versorgung vor Ort übernehmen.
Lauterbach hofft, so dem Apothekensterben in ländlichen Regionen zu begegnen. Bisher ist die Anwesenheit eines Apothekers vor nötig, um eine Apotheke öffnen zu dürfen. Die Pharmazeuten sehen mit Lauterbachs Idee das System der inhabergeführten Apotheken, Arbeitsplätze und die Medikamentenversorgung der Bevölkerung bedroht.
Die Zahl der Apotheken geht laut der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) seit längerem zurück. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres gab es deutschlandweit noch 17.288 und damit 283 weniger als zum Jahreswechsel. Zu den Gründen zählen auch Fachkräftemangel und Abwanderungsbewegungen aus ländlichen Regionen.
Zudem würden Apothekenneugründungen wirtschaftlich uninteressanter, kritisiert etwa der Deutsche Apothekerverband. Das Apothekerhonorar müsse angepasst werden. Auch in Thüringen sinkt die Zahl der Apotheken seit Jahren, Ende 2023 gab es ABDA zufolge hier noch rund 500. Daraus ergaben sich rechnerisch 23 Apotheken je 100.000 Einwohner. Damit hat Thüringen aber eine vergleichsweise hohe Apothekendichte.
Bundesweit lag der Wert bei 21, nur in Sachsen-Anhalt und dem Saarland war er mit 26 Apotheken je 100.000 Einwohner höher. Die rot-rot-grüne Landesregierung bezuschusst die Niederlassung von Apothekern in ländlichen Regionen mit bis zu 40.000 Euro.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: