Auch Hauskatzen infizieren sich mit SARS-CoV-2

Hannover – Rund 4 % aller Hauskatzen in Europa haben während der 1. Pandemiewelle im Frühjahr bis in den Sommer 2020 eine Infektion mit SARS-CoV-2 durchgemacht. Erkrankte Katzen können das Virus ausscheiden, aber offenbar gibt es keine Hinweise darauf, dass sie Menschen anstecken und zur Ausbreitung des Coronavirus beitragen.
Das berichtet ein Wissenschaftlerteam um Albert Osterhaus von der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) im Journal Emerging Infectious Diseases (DOI: 10.3201/eid2712.211252).
In deutschen Haushalten leben etwa 15,7 Millionen Katzen. „Bisher gab es einzelne Studien zur Transmission unter Laborbedingungen und anekdotische Beobachtungen infizierter Katzen aus verschiedenen Ländern“, erläuterte Osterhaus vom Research Center for Emerging Infections and Zoonoses an der TiHo.
Für die Studie analysierten sein Team und er insgesamt 2.160 Blutproben von Katzen aus Deutschland, dem Vereinigten Königreich, Italien und Spanien. Um die Antikörper nachzuweisen, die nach durchgemachter SARS-CoV-2-Infektion im Blut vorkommen, nutzten die Forscher 2 verschiedene Methoden: Der etablierte Virusneutralisationstest kann nur in Laboren der biologischen Sicherheitsstufe 3 durchgeführt werden.
Osterhaus Labor verglich die Ergebnisse des Neutralisationstests zudem mit einer Nachweismethode, bei der nur der Hauptteil des Spikeproteins des Virus eingesetzt wird. Dieser erwies sich als ähnlich empfindlich und spezifisch wie der aufwendigere Neutralisationstest.„Jedes veterinärmedizinische Labor kann diese Tests durchführen“, erklärt er.
Insgesamt fanden die TiHo-Forschenden in 4,4 % aller Blutproben SARS-CoV-2 spezifische Antikörper. Dabei war der Anteil der positiv getesteten Katzen in Spanien mit 6,4 % am höchsten und in Großbritannien mit 3,3 % am niedrigsten. 4,2 % der Proben aus Deutschland enthielten SARS-CoV-2 spezifische Antikörper.
Osterhaus geht davon aus, dass die Katzen sich ausschließlich bei Menschen angesteckt haben. Obwohl erkrankte Katzen das Virus ausschieden, gebe es bisher keine Hinweise darauf, dass sie Menschen ansteckten und zur Ausbreitung des neuen Coronavirus beitrügen. „Wir müssen trotzdem wachsam sein“, mahnte er. Bei Nerzen habe man gesehen, wie sich das Coronavirus explosionsartig ausbreite, wenn die Bedingungen dafür günstig seien.
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