Ausgaben der AOK für Heilmittel auf Rekordhoch

Berlin – Versicherte der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOKen) haben im vergangenen Jahr Heilmitteltherapien für rund 4,4 Milliarden Euro in Anspruch genommen. Im Vergleich zu den Heilmittelausgaben vor zehn Jahren haben sich die Kosten damit mehr als verdoppelt. Das geht aus dem neuen Heilmittelbericht des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) hervor.
Danach wird der Kostenanstieg nicht durch die Anzahl der behandelten Patienten oder durch eine Intensivierung der Therapien verursacht. Er ist laut dem Report nahezu ausschließlich von den gestiegenen Preisen für die Behandlungen der Physio-, Ergo-, Stimm-, Sprech-, Sprach- und Schlucktherapie sowie der Podologie verursacht worden.
2014 lag der Umsatz von Heilmitteltherapien, mit denen AOK-Versicherte versorgt wurden, bei 2,06 Milliarden Euro. Zehn Jahre später wurde in der Heilmittelversorgung mit 4,39 Milliarden Euro mehr als doppelt so viel umgesetzt. Demgegenüber ist die Zahl der Verordnungen in den letzten zehn Jahren nur um 5,7 Prozent gestiegen und die Zahl der AOK-versicherten Patientinnen und Patienten stieg lediglich um vier Prozent.
Die durchschnittlichen Kosten je Heilmittelverordnung beliefen sich im vergangenen Jahr auf 324,68 Euro. Sie lagen damit doppelt so hoch wie vor zehn Jahren als sie 161,35 Euro betrugen. Die höchsten Kosten je Verordnung wurden 2023 mit 704,10 Euro von den Verordnungen der Stimm-, Sprech-, Sprach- und Schlucktherapien verursacht, gefolgt von denen der Ergotherapie mit 644,46 Euro.
Die größte Steigerung war in den vergangenen zehn Jahren bei der podologischen Verordnung zu verzeichnen. Ursache dafür sind laut Bericht unter anderem Maßnahmen wie die Befunderhebung oder die Nagelspangenbehandlung, die Mitte 2022 neu eingeführt worden sind.
Dem AOK-Bundesverband zufolge hat diese Steigerung der Vergütungssätze aber nicht dazu geführt, die Therapieberufe für den Nachwuchs attraktiver zu machen – vielmehr sänken die Auszubildendenzahlen in den therapeutischen Berufen.
„Offenbar reichen mehr finanzielle Mittel allein nicht aus, um dem Fachkräftemangel im Heilmittelbereich zu begegnen. Daher fordern wir grundlegende Ausbildungsreformen, um die therapeutischen Berufe für junge Leute wieder attraktiver zu machen“, sagte die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Carola Reimann.
Wichtig sei unter anderem ein Nebeneinander von fachschulischer und akademischer Ausbildung. „Um die finanzielle Benachteiligung der Auszubildenden im Heilmittelbereich gegenüber anderen Gesundheitsberufen zu beenden, sollte zudem eine bundesweite, steuerfinanzierte Schulgeldfreiheit eingeführt werden“, betonte Reimann.
Eine umfassende Ausbildungsreform könne auch die Grundlage dafür sein, detaillierte ärztliche Angaben auf den Heilmittel-Verordnungen zu streichen, damit „die Beschäftigten in den Heilmittelberufen perspektivisch mehr Raum für eigenen Therapie-Entscheidungen bekommen“, so die AOK-Vorsitzende.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: