Vermischtes

Babyboomer haben hohes Risiko für Hautkrebs

  • Donnerstag, 6. März 2025
/ViktoriiaNovokhatska, stock.dobe.com
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Berlin – Seit 2005 hat die Anzahl der Hautkrebsfälle in Deutschland stark zugenommen. Das zeigt der Arztreport 2025 der Barmer, der heute in Berlin vorgestellt wurde. Demnach sind die Geburtenjahrgänge ab Ende der 1950er Jahre besonders betroffen.

Zwischen 2005 und 2023 hat sich die Zahl der Menschen mit der Diagnose schwarzer Hautkrebs dem Report zufolge mehr als verdoppelt, bei weißem Hautkrebs nahezu verdreifacht. Waren 2005 noch 188.600 Menschen vom malignen Melanom betroffen, lag die Zahl im Jahr 2023 bei 417.400.

Beim weißen Hautkrebs stiegen die Diagnosezahlen von 630.000 im Jahr 2005 auf 1,8 Millionen im Jahr 2023. „Mit dieser dramatischen Entwicklung ist das Ende aber noch nicht erreicht“, machte Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer, deutlich.

Besonders bei den Babyboomern und früheren Jahrgängen seien in der Kindheit und Jugend viele Hautschäden verursacht worden, die Menschen seien im Umgang mit UV-Strahlen noch sorgloser oder ahnungsloser gewesen. „Es galt bei den Jahrgängen ab Ende der 1950er Jahre als gesund, sich in der Sonne zu bewegen, es galt als gesund, braun zu sein“, sagte Straub.

Die Haut habe jedoch ein Gedächtnis und merke sich, wie häufig Sonnenbrände aufgetreten seien. Dies könne sich Jahrzehnte später rächen. In den kommenden Jahren sei deshalb mit weiteren Betroffenen zu rechnen, so der Vorstandvorsitzende.

Insbesondere im Vergleich der Geburtsjahrgänge von 1957 bis 1968 sei es zu steigenden Hautkrebsrisiken gekommen, erläuterte Joachim Szecsenyi, Mitautor des Arztreports und Geschäftsführer des aQua-Instituts in Göttingen. Häufigere Sommerurlaube im Süden infolge des Wirtschaftswunders und Besuche im Solarium könnten insbesondere bei den späteren Jahrgängen zu einer höheren Strahlenexposition beigetragen haben.

So lag zum Beispiel das Risiko für schwarzen Hautkrebs bei 1968 geborenen Frauen doppelt so hoch wie bei Frauen des Jahrgangs 1952. Wie aus dem Arztreport hervorgeht, sind Frauen insgesamt häufiger von Hautkrebs betroffen als Männer.

Im Jahr 2023 lebten in Deutschland demnach 225.600 Frauen mit der Diagnose Hautkrebs und 191.800 Männer. Die Neuerkrankungsraten lagen hingegen bei den Männern höher als bei den Frauen (32,0 zu 28,8 je 100.000 Fällen im Jahr 2022). Eine wesentliche Rolle spiele dabei, dass die Diagnosen bei Frauen früher gestellt werden und sie zugleich länger mit den Diagnosen überleben, erklärte Szecsenyi.

Die Ergebnisse zeigen den Fachleuten zufolge auch, dass immer mehr Menschen aufgrund von Hautkrebs im Krankenhaus versorgt werden müssen. Bei schwarzem Hautkrebs stieg die Zahl der Behandlungsfälle nach Angaben des Statistischen Bundesamts zwischen 2005 und 2023 von 21.437 auf 25.957 und damit um 21 Prozent. Bei weißem Hautkrebs gab es eine Zunahme um 106 Prozent – von 44.277 auf 90.988 Fälle. Hochrechnungen auf Basis der Barmer-Daten kommen für 2023 auf ähnliche Zahlen.

Auch wenn Hautkrebs nur für einen Bruchteil aller Todesfälle in Deutschland ausschlaggebend sei, sei die Entwicklung der kontinuierlich steigenden Todesfallzahlen auch bei Hautkrebs in den vergangenen Jahren besorgniserregend, sagte Straub. Den Zahlen des Berichts zufolge ist sie bei schwarzem Hautkrebs zwischen 2005 und 2023 um 36 Prozent gestiegen, beim weißen Hautkrebs um 141 Prozent.

„Es ist zu befürchten, dass die Zahl der Betroffenen weiter steigt“, betonte Straub. Dies lasse sich zum Teil bereits durch die alternde Gesellschaft erklären. „Gerade für ältere Menschen sind Screenings jetzt umso wichtiger, um eine mögliche Hautkrebserkrankung frühzeitig zu entdecken“, so der Vorstandvorsitzende.

Die Einführung des Hautkrebsscreenings im Jahr 2008 als GKV-Regelleistung habe ebenfalls einen Einfluss auf die höheren Fallzahlen gehabt, so Szecsenyi. Das Screening sei wichtig, um Hautkrebs frühzeitig zu erkennen, schwere Krankheitsverläufe zu vermeiden und Leben zu retten, betonte Straub.

Hautkrebsrisiko sinkt ab Jahrgang 1980

In den Jahrgängen nach 1980 scheint das Hautkrebsrisiko dem Report zufolge hingegen wieder zu sinken. Demnach ist das Risiko für Menschen, die im Jahr 1995 geboren wurden, bereits wieder geringer als für Menschen des Jahrgangs 1955.

Dies könne in der zunehmenden Achtsamkeit der Jüngeren für die Risiken von Sonnenbaden und Solarienbesuchen begründet sein, so die Fachleute. „Die Ergebnisse legen nahe, dass das Verhalten und die Verhältnisse maßgeblich zu den beobachteten Veränderungen der Hautkrebsdiagnosehäufigkeit beigetragen haben – und entsprechend durch präventive Maßnahmen beeinflusste werden können“, sagte Szecsenyi.

Das rückläufige Risiko für die nach 1980 geborenen Jahrgänge könne Folge einer größeren Achtsamkeit der Eltern in Bezug auf die Sonnenexposition ihrer Kinder sein. Früher hätten Sonnencremes einen Lichtschutzfaktor 4 gehabt, Lichtschutzfaktor 15 galt bereits als "Sunblocker". Heute werde bei Kindern wenigstens eine Sonnencreme mit dem Lichtschutzfaktor 30 empfohlen, eher 50, betonte Szecsenyi.

„Prävention ist das beste Mittel, um das Hautkrebsrisiko zu senken“, so der Autor des Reports. „Sei es durch Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor, langärmlige Kleidung, Sonnenhüte und die Vermeidung der direkten Sonne.“ Dies könne man gar nicht oft genug betonen.

Ergebnissen der Global Burden of Disease Study zufolge ist es seit 2010 weltweit zu einer Zunahme der Hautkrebsfälle gekommen. Laut Daten der Krebsregisterstatistik ist schwarzer Hautkrebs bei Frauen und Männern in Deutschland die vierthäufigste Krebserkrankung.

Dem Arztreport zufolge besteht ein erhöhtes Risiko für Hautkrebs auch bei anderen Krebserkrankungen und nach Organtransplantationen, infolge der geschwächten Immunabwehr. Auch dokumentierte Krebsvorstufen und Leberflecken erhöhen das Risiko. Im Zusammenhang mit Arzneimittelverordnungen wie zum Beispiel dem Diuretikum Hydrochlorothiazid und Ingenolmebutat war ebenfalls ein erhöhtes Risiko nachweisbar.

Ein geringes Risiko für weißen Hautkrebs bestand den Ergebnissen zufolge bei Menschen mit Adipositas – als ursächlich wird eine geringere kumulative Sonnenexposition von Betroffenen vermutet.

nfs/afp/kna

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