Vermischtes

Bayer muss Milliardenverlust hinnehmen

  • Dienstag, 3. November 2020
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Leverkusen – Ein schwaches Geschäft mit Saatgut und Spritzmitteln hat dem Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer einen Milliardenverlust eingebracht. Auch wegen Ab­schrei­bungen in der Agrarsparte fiel im dritten Quartal unter dem Strich ein Konzern­verlust von rund 2,7 Milliarden Euro an, wie der Dax-Konzern heute mitteilte.

Vor einem Jahr hatte Bayer noch einen Überschuss von einer Milliarde Euro erzielt. Der Konzernumsatz – also inklusive der anderen Bereiche Pharma und rezeptfreie Arznei­mittel – sank im Sommerquartal um 13,5 Prozent auf 8,5 Milliarden Euro.

Die schlechte Entwicklung lag auch an der Coronapandemie: Da die Preise für Mais und Soja im Keller sind, kaufen die Bauern weniger Agrarprodukte von Bayer. Negative Wäh­rungseffekte verschlechterten die Zahlen zusätzlich.

Zudem mussten hohe Wertberichtigungen vorgenommen werden, weil der Agrarchemie-Konzernbereich sich schlecht entwickelt und auch die Perspektiven düster bleiben. Teil der Sparte „Crop Science“ ist der 2016 gekaufte US-Rivale Monsanto, der vor allem Saat­gut herstellt sowie das umstrittenen Spritzmittel Roundup mit dem Wirkstoff Glyphosat.

Der Unkrautvernichter hat den Leverkusenern jede Menge Ärger eingebracht. Wegen Krebs­gefahr haben viele US-Bürger Klagen gegen Bayer eingereicht, Bayer hält Glyphosat bei sachgemäßer Anwendung aber für sicher.

Im Sommer schloss die Firma einen Vergleich ab, der rund zehn Milliarden Euro kostet. Inzwischen hat sich Bayer nach Auskunft von Konzernchef Werner Baumann mit Klägern von 88.500 Fällen geeinigt.

Ein Seitenstrang der für den Konzern enorm wichtigen Einigung ist noch offen – eine Re­gelung, der zufolge auch zukünftige Klagen in den Vergleich fallen, wurde von einem US-Gericht beanstandet.

Nun arbeiten Bayer und die Klägerseite daran, wie sie diesen Part gerichtsfest formu­lie­ren können. Laut Baumann will der Konzern eine entsprechende Vereinbarung in den nächsten Wochen beim zuständigen Gericht einreichen. Der Konzernchef zeigte sich zu­versichtlich, dass der Richter diesmal einverstanden sein wird mit der Formulierung.

War der Monsanto-Kauf rückblickend ein Fehler? Mit dieser Frage konfrontiert, gab sich Baumann trotzig und betonte, dass er langfristig für das Agrarchemiegeschäft „sehr zu­versichtlich“ sei: „Das sind wir immer gewesen, daran hat sich nichts geändert und daran ändert sich ausdrücklich nichts aufgrund der derzeitigen Krise.“

Neben Gegenwind in der Agrarsparte macht die Coronapandemie Bayer auch im Pharma­geschäft zu schaffen. Ärzte verschieben teilweise nicht dringend notwendige Behand­lun­gen, und das nagt an den Umsätzen mit Eylea, einem eigentlich stark gefragten Augen­medikament. Hier gingen die Erlöse im dritten Quartal sogar leicht zurück.

In China hinterließ das nationale Programm zum Großeinkauf von Medikamenten weitere Spuren. So waren dadurch die Preise für das Diabetesmittel Glucobay und das Antibio­ti­kum Avalox deutlich gesunken. Das für den Konzern wichtigste Medikament, der Gerin­nungshemmer Xarelto, schaffte derweil ein deutliches Umsatzplus.

Das Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten blieb auf Erholungskurs. Zwar fiel der Um­satz leicht, das lag aber nur an negativen Wechselkurseffekten. Das operative Ergeb­nis wuchs – Sondereffekte herausgerechnet – auch dank Kostensenkungen deutlich.

dpa

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