Benachteiligung für viele Menschen mit Behinderung ein Dauerproblem

Bonn – Benachteiligung ist für viele Menschen mit Behinderung ein ständiges Problem. Das gab in einer Umfrage im Auftrag der gemeinnützigen Organisation Aktion Mensch mehr als ein Viertel der rund 1.200 Befragten an.
Insgesamt erklärte demnach mehr als die Hälfte der Befragten, in den vergangenen fünf Jahren im Alltag Diskriminierung erlebt zu haben. Am häufigsten geschehe dies im öffentlichen Raum, am Arbeitsplatz oder im Gesundheitssystem.
Diskriminierung hat der Organisation zufolge weitreichende Folgen. Knapp die Hälfte der Betroffenen meide nach einem Vorfall vergleichbare Situationen, um erneuter Benachteiligung zu entgehen. 27 Prozent hätten zudem nur noch Orte aufgesucht, an denen sie nicht diskriminiert würden.
Auch der Selbstwert leide: Ein Drittel gab an, nach einer Benachteiligung an sich selbst gezweifelt zu haben. Und ein Viertel habe sich sozial zurückgezogen und sich dafür selbst die Schuld gegeben.
Die Befragten berichteten den Angaben zufolge über unfaire Behandlung, schlechtere Chancen als die Allgemeinbevölkerung, diskriminierende Sprache oder fehlende Barrierefreiheit. Jeder Zehnte verwies auf negative Erfahrungen im Internet, vor allem beleidigende oder herabwürdigende Nachrichten.
Nach Angaben der Sozialorganisation wissen 41 Prozent der Befragten nicht, wie sie sich gegen Diskriminierung wehren können. Viele blieben nach einer Ungleichbehandlung untätig. Zum einen werde befürchtet, es bringe nichts, sich zu wehren. Zum anderen bestehe die Angst, noch mehr Probleme auszulösen.
Ein weiterer Grund sei mangelndes Wissen. Rund ein Drittel der Befragten kenne weder das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz noch die Antidiskriminierungs- oder Ombudsstellen, wie es hieß. Etwa die Hälfte habe noch nie von Meldestellen gegen Diskriminierung gehört.
Die Mehrheit der Befragten (57 Prozent) sehen Bildungsinitiativen gegen Diskriminierung als eine Lösung (57 Prozent), aber auch den Abbau von Hindernissen (52 Prozent) oder härtere Strafen und eine bessere Anwendung von entsprechenden Gesetzen (50 Prozent).
Die Befragung wurde den Angaben zufolge über eine Teilhabe-Community mithilfe des Meinungsforschungsinstituts Ipsos erhoben. Über das Panel werden auf verschiedenen Wegen regelmäßig Menschen mit Behinderung aus Deutschland ab 16 Jahren befragt. Die Ergebnisse seien nicht repräsentativ.
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