Biobanken werden laut Dachverband zu wenig genutzt

Berlin – Defizite bei der Nutzung von Biobanken in Deutschland sieht der Dachverband German Biobank Node (GBN). „Wie eine aktuelle GBN-Umfrage zeigen konnte, lagern manche Forscherinnen und Forscher Bioproben nach wie vor in eigenen Tiefkühlschränken, was hohe Risiken birgt“, heißt es in einem Positionspapier des GBN zusammen mit anderen Verbänden und Patientenorganisationen.
Die Lagertemperaturen solcher punktueller Sammlungen werden laut dem Autorenteam selten ausreichend überwacht und meist fehlten Havariekonzepte und Backup-Lösungen für mögliche Ausfälle der Kühlgeräte. „Unzureichend charakterisierte, qualitativ mangelhafte oder unsachgemäß gelagerte und herausgegebene Bioproben führen in der Regel zu nicht reproduzierbaren Forschungsergebnissen“, heißt es in dem Papier, das auch der Medizinische Fakultätentag (MFT) und das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) unterstützen.
Die Verbände warnen, individuelle Probensammlungen hätten meist keine nachhaltige Perspektive, da sich Forschungsinteressen änderten, Projektfördermittel nur befristet zur Verfügung stünden oder die Projektverantwortlichen den Standort wechselten. In solchen Fällen stünden die gesammelten Bioproben häufig nicht für andere Forschungsprojekte zur Verfügung.
Wichtig ist laut dem Positionspapier außerdem die Patientenperspektive: Nicht nachhaltig nutzbare Probensammlungen seien mit dem Wunsch der Spender, den Fortschritt in der medizinischen Forschung altruistisch zu unterstützen, ethisch kaum vereinbar. „Patientinnen und Patienten, die Bioproben spenden, haben mitunter großes gesundheitliches Leid erfahren. Sie wollen dazu beitragen, ähnliches Leid durch intensivere Forschung zu verhindern und anderen Menschen helfen, von Forschungsergebnissen zu profitieren, die mithilfe der gespendeten Proben und der zugehörigen Daten erzielt werden können“, heißt es in dem Positionspapier.
Das Autorenteam betont, akademische Biobanken sollten daher effektiver genutzt werden. Wichtig sei dafür unter anderem, Wissenschaftlern bei neuen Forschungsvorhaben frühzeitig zu beraten. Das Papier empfiehlt, die Nutzung von Biobanken in den Förderrichtlinien des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und anderer Förderinstitutionen fest zu verankern.
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