Vermischtes

Bronzezeitliche OP: Mann vor etwa 3.500 Jahren am Schädel operiert

  • Montag, 27. Februar 2023
Die Nahaufnahme zeigt den Schädel mit der Trepanation. Menschen wurden einer Studie zufolge im östlichen Mittelmeerraum bereits in der späten Bronzezeit am Schädel operiert./picture alliance, dpa, Rachel Kalisher
Die Nahaufnahme zeigt den Schädel mit der Trepanation. Menschen wurden einer Studie zufolge im östlichen Mittelmeerraum bereits in der späten Bronzezeit am Schädel operiert./picture alliance, dpa, Rachel Kalisher

Tel Aviv – Menschen wurden einer Studie zufolge im östlichen Mittelmeerraum bereits in der späten Bronze­zeit am Schädel operiert. Überreste in der archäologischen Stätte Tel Megiddo in Israel geben Hinweise da­rauf, dass zu der Zeit in der Region bereits Trepanationen vorgenommen wurden, wie ein Forschungsteam im Fachjournal PLOS ONE (2023; DOI: 10.1371/journal.pone.0281020) berichtet.

Dabei handelt es sich um ein medizinisches Verfahren, bei dem ein Loch in den Schädel geschnitten wird. Noch heute wird mit der Kraniotomie eine ähnliche Methode verwendet, um einen Zugang zum Gehirn zu schaffen, etwa bei Hirntumoren oder erhöhtem Hirndruck.

Das Forschungsteam um Rachel Kalisher von der Brown University in Providence hatte die Überreste zweier Männer aus der Oberschicht untersucht, die etwa 1.500 Jahre vor Christus lebten und sehr wahrscheinlich Brüder waren. Einer der beiden hatte demnach ein rund drei Zentimeter großes, quadratisches Loch im Stirn­bein des Schädels. Wahrscheinlich sei das Stück Knochen chirurgisch entfernt worden.

Beide Brüder waren den Knochenanalysen nach längere Zeit schwer krank. Einer sei als älterer Teenager oder mit Anfang 20 gestorben, der andere zwischen dem 21. und 46. Lebenjahr. Womöglich seien sie einer Infekti­onskrankheit wie Tuberkulose oder Lepra erlegen.

In dem Grab der beiden Männer wurden Überbleibsel hochwertiger Lebensmittel und feine Keramikgefäße gefunden, wie die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler berichten. Das lasse darauf schließen, dass sie zur Oberschicht gehörten und dass sie trotz ihrer Krankheit nicht ausgegrenzt wurden. „Dies ist eine wichtige Fallstudie für die weitere Untersuchung der Überschneidungen von Status, Krankheit und Behandlung in Gesellschaften im Laufe der Zeit“, hieß es dazu.

Das Forschungsteam nimmt an, dass die Operation eine Intervention bei sich verschlechterndem Gesund­heitszustand gewesen sein könnte. Die fehlende Knochenheilung deute allerdings darauf hin, dass der Mann während oder kurz nach der Operation starb.

Im Nahen Osten gebe es bisher nur wenige Funde, die auf Trepanationen zu der Zeit schließen lassen, erklärte Kalisher. Unklar sei auch noch, warum einige der Löcher rund seien – was auf die Verwendung einer Art Boh­rer hindeute – andere hingegen vier- oder dreieckig. Ebenfalls unbekannt ist demnach, welche Krankheiten auf diese Weise behandelt werden sollten.

dpa

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