Corona erhöht finanziellen Druck auf Sozialwesen

Köln – Die Coronapandemie verstärkt den finanziellen Druck auf das Sozial- und Gesundheitswesen. Die Träger hätten teilweise erhebliche Ertragsausfälle und sähen deren Kompensation durch Schutzschirme als unzureichend an, teilte die Bank für Sozialwirtschaft heuet in Köln mit. Sie hatte bundesweit rund 1.000 Unternehmen der Branche zu den wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie befragt.
Bei den meisten Organisationen bewegten sich die nicht kompensierten Einnahmeausfälle bisher in einer Größenordnung zwischen fünf und 20 Prozent, hieß es. Über etwaige Rückzahlungsverpflichtungen im Zusammenhang mit geleisteten Ausgleichszahlungen bestehe große Unsicherheit. Gut 80 Prozent der Befragten gingen von negativen Abweichungen in ihrer Haushaltsplanung aus; zwei Drittel rechneten mit einer Verringerung ihrer Liquidität.
„Trotz der Schutzpakete und Hilfsprogramme besteht bei vielen Organisationen im Sozial- und Gesundheitswesen ein finanzieller Engpass“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Bank, Harald Schmitz. Daher seien schon jetzt wirtschaftliche Defizite zu erwarten, die je nach Dauer der Pandemie drastische Formen annehmen könnten und auch den Konsolidierungsdruck in der Branche spürbar verschärfen würden.
Es gebe deutliche Unterschiede im Hinblick auf die Auslastung der Betriebe, erklärte die Bank. Tagespflege, Kinder- und Jugendhilfe sowie ambulante und stationäre Pflege seien am stärksten von Auslastungsschwierigkeiten betroffen, vergleichsweise gering dagegen ambulanten Wohnformen wie Betreutes Wohnen.
Den größten Unterstützungsbedarf sehen die Träger laut der Bank bei der qualifizierten Personalgewinnung und -entwicklung. „Wir gehen auf der Basis unserer Erhebung davon aus, dass der Mangel an qualifiziertem Personal infolge der Pandemie weiter zunehmen wird, was die Träger zusätzlich unter wirtschaftlichen Druck setzt und zu Versorgungsengpässen führen kann“, warnte Schmitz.
Die Befragung fand den Angaben zufolge zwischen dem 15. Mai und dem 15. Juni statt. Sie sei in Kooperation mit den Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege, dem Deutschen Verein für öffentliche und private Fürsorge, dem Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste und der Universität Köln durchgeführt worden.
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