Coronakrise verschärft Ausgrenzung von Menschen mit Behinderung

Berlin – Nach Einschätzung des Paritätischen Wohlfahrtsverbands hat die Coronapandemie die Lebensbedingungen für Menschen mit Behinderung deutlich erschwert. Insbesondere Armut und Vereinsamung hätten in dieser Personengruppe im laufenden Jahr erheblich zugenommen, heißt es in dem Teilhabebericht für das Jahr 2020.
Laut der Untersuchung stieg die Armutsquote bei Menschen mit Behinderung seit 2010 stark an. So seien inzwischen rund 32 Prozent der Männer von Armut betroffen, was einem Anstieg von mehr als zwölf Prozent entspreche. Bei den Frauen sei es ein Wachstum von 5 Prozent auf rund 28 Prozent. Auch der Anteil an Menschen aus dieser Gruppe, die Grundsicherung bezögen, sei angestiegen.
Ebenso fühlen sich demnach Menschen mit Behinderung annähernd fünfmal so oft einsam wie Menschen ohne Beeinträchtigung, wobei es keinen erkennbaren Unterschied zwischen Männern und Frauen gibt. Es sei aber davon auszugehen, dass die Dunkelziffer deutlich höher liege, da Menschen in Einrichtungen und mit besonders starken Beeinträchtigungen nicht repräsentativ durch die Daten erfasst würden.
Zudem habe es bedingt durch die Pandemie in diesem Jahr in vielen Bereichen einen Rückfall in überwunden geglaubte Handlungsmuster gegeben, erklärte der Vorsitzende des Paritätischen Gesamtverbandes, Rolf Rosenbrock. „Das Selbstbestimmungsrecht von Menschen in Einrichtungen wurde früh und weitgehend eingeschränkt. Es ist bestürzend, wie wenig alle Bekenntnisse zur Inklusion wert sind, wenn es hart auf hart kommt.“
Der Verband fordert deswegen mehr Geld für Förderprojekte für Menschen mit Behinderung, einen Barrierenabbau insbesondere im Nahverkehr sowie in der aktuellen Situation Schnelltests auf Coronainfektionen in der betroffenen Personengruppe, damit weniger Einschränkungen des sozialen Lebens bestehen.
Den ersten Teilhabebericht hatte der Paritätische Wohlfahrtsverband den Angaben zufolge im vergangenen Jahr veröffentlicht. Er entstand im Rahmen des von der Stiftung Aktion Mensch unterstützten Projekts „Teilhabeforschung: Inklusion wirksam gestalten“. In diesem Jahr habe der Schwerpunkt auf einer vergleichenden Untersuchung der Lebenssituationen von Frauen und Männern im Alter zwischen 18 und 49 Jahren gelegen.
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