Vermischtes

Coronalockerungen könnten Sterberate um ein Viertel steigen lassen

  • Donnerstag, 18. März 2021
/vegefox.com, stock.adobe.com
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Halle – Die Lockerung der Coronamaßnahmen von Anfang März 2021 erhöhen die Mobilität und ermög­lichen wieder mehr persönliche Kontakte in Deutschland. Diese könnten die Zahl der Neuinfektionen und der Todesfälle in Deutschland um ein Viertel erhöhen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Wissenschaftlern des Leibniz-Instituts für Wirtschafts­forschung Halle (IWH).

Der durch die Lockerungen ermöglichte Wiederanstieg der wirtschaftlichen Mobilität führe zu mehr Kon­takten unter Menschen – und diese Kontakte seien „ein wesentlicher Einflussfaktor für die Ausbreitungs­geschwindigkeit des Coronavirus“, hieß es aus der Arbeitsgruppe.

Oliver Holtemöller, Leiter der Abteilung Makroökonomik und Vizepräsident des IWH und der Koautor Malte Rieth, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), nutzten ein Modell für den Zusammenhang zwischen Eindämmungsmaßnahmen, wirt­schaft­licher Mobilität, Coronaneuinfektionen und Todesfällen mit Daten aus 44 Ländern.

Zunächst simulierten sie damit ein Szenario ohne die Anfang März vorgenommenen Lockerungen. Dem stellen sie ein Szenario gegenüber, in dem der Index für die Intensität der Eindämmungsmaßnahmen um rund fünf Prozent sinkt, was in etwa den Lockerungen von Anfang März entspreche. Dann verglichen sie die Differenz zwischen den beiden Szenarien.

Es zeigte sich: Im Szenario mit den Lockerungen fällt die Zunahme der Fälle aufgrund von Inkubations- und Testzeiten anfänglich noch gering aus. Die Fallzahlen steigen aber im Vergleich zum Alternativ­sze­nario ohne Lockerung im Verlauf der ersten Wochen immer weiter an. Der Höhepunkt ist nach circa einem Monat erreicht und beträgt etwa ein Viertel mehr Infizierte als ohne die Lockerungen.

Allmählich gehen die Fallzahlen dann wieder zurück. Nach zwei Monaten sind sie aber laut dem Modell immer noch höher, als sie ohne die Lockerungen wären.

Mit einer Verzögerung von ungefähr drei Wochen machen sich die zusätzlichen Neuinfektionen auch in der Zahl der Todesfälle bemerkbar. „Die Anzahl der Personen, die im Zusammenhang mit COVID-19 sterben, steigt erheblich an. Der Anstieg ist proportional zu der erhöhten Anzahl an Infizierten und beträgt etwa 25 Prozent nach sechs Wochen“, schreiben die Wissenschaftler.

Sie weisen aber daraufhin, dass „sowohl ein fortgesetzter Lockdown als auch Lockerungen erhebliche negative Konsequenzen mit sich bringen“. Nötig sei daher eine Strategie, die Maßnahmen zu lockern, ohne dies durch mehr Neuinfektionen und Todesfälle zu erkaufen.

Wichtig sei nun, „durch eine bessere Test- und Quarantänestrategie und durch eine höhere Geschwin­dig­keit beim Impfen weitere Lockerun­gen zu ermöglichen, ohne damit die Gesundheit der Menschen zu ge­fährden“, so die Forscher.

hil/afp

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