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COVID-19: Forscher vermuten Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und Todeszahlen

  • Montag, 20. April 2020
Neu Delhi, Indien /dpa
Neu Delhi, Indien /dpa

Halle − Forscher vermuten einen Zusammenhang zwischen hohen Stickstoff­dioxidwerten in der Luft und hohen Todeszahlen durch das Coronavirus. Eine heute veröffentlichte Studie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg lieferte dafür nun erstmals kon­krete Zahlen. Regionen mit einer dauerhaft hohen Schadstoffbelastung haben danach deutlich mehr COVID-19-Todesfälle als andere Regionen, was auf einen möglichen Zu­sammenhang hindeutet.

Stickstoffdioxid ist ein Schadstoff in der Luft, der die Atemwege des Menschen schädigt. Bereits seit vielen Jahren ist bekannt, dass er zahlreiche Atemwegserkrankungen oder auch Herzkreislaufbeschwerden begünstigen kann.

„Da das neuartige Coronavirus ebenfalls die Atemwege befällt, liegt die Vermutung nahe, dass es einen Zusammenhang zwischen der Luftverschmutzung und den Todeszahlen bei COVID-19 geben könnte“, erklärte Yaron Ogen von der Universität Halle. Bislang fehlte es dafür aber an belastbaren Zahlen.

Für seine Arbeit kombinierte der Wissenschaftler Satellitendaten zur Luftverschmutzung und zu Luftströmen mit Daten zu bestätigten Todesfällen im Zusammenhang mit CO­VID-­19. Dadurch konnten weltweit Hotspots mit einer hohen Luftverschmutzung und zugleich einer geringen Luftbewegung ausgemacht werden.

Ist die Luft in Bewegung, werden auch die bodennahen Schadstoffe stärker verteilt. Bleibt die Luft jedoch weitgehend am Boden, gilt das auch für die Schadstoffe in der Luft, die dann eher vom Menschen eingeatmet werden.

Ein Vergleich mit den COVID-19-Todesfällen in Italien, Frankreich, Spanien und Deutsch­land zeigte demnach, dass vor allem jene Regionen hohe Todeszahlen aufweisen, in de­nen sowohl die Belastung mit Stickstoffdioxid besonders hoch als auch der vertikale Luft­austausch besonders gering sind.

So seien beispielsweise Norditalien, der Großraum Madrid oder die Provinz Wuhan in China umgeben von Bergen, erklärte Ogen. Das mache es noch einmal wahrscheinlicher, dass die Luft in diesen Regionen stabil und die Belastung mit Schadstoffen höher sei.

Der Geowissenschaftler vermutet, dass diese langanhaltende Luftverschmutzung in den betroffenen Regionen insgesamt zu einem schlechteren Gesundheitszustand der Men­schen geführt haben könnte und dass diese deshalb besonders anfällig für das Corona­virus seien.

afp

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