DAK-Gesundheit bittet um Entschuldigung für Leid von Verschickungskindern

Berlin – Der Vorstandschef der DAK-Gesundheit, Andreas Storm, hat Betroffene von Leid in Kinderkurheimen um Entschuldigung gebeten. Eine in Berlin vorgestellte Untersuchung der DAK berichtet bei sogenannten Verschickungskindern von Demütigungen, körperlichen und sexuellen Übergriffen in der Zeit der 1950er bis in die 1990er Jahre.
Seit Ende 2020, als die Untersuchung beauftragt worden war, hätten sich rund 100 Betroffene bei der DAK-Gesundheit gemeldet. Storm rief dazu auf, dass sich weitere Betroffene von Leid in Kinderkurheimen an die Krankenkasse wenden könnten.
In der 300-seitigen Studie beschreibt der Bielefelder Historiker Hans-Walter Schmuhl auf der Grundlage von Akten und Zeitzeugenberichten eine „Subkultur der Gewalt“ in Heimen. „Es handelte sich eindeutig nicht um Einzelfälle“, so Schmuhl.
Rigorose Abschottung von Kurkindern von der Außenwelt, ein strenger Tagesablauf mit Kontrolle und Unterwerfung sowie körperliche und weitere Formen psychischer Gewalt hätten bis heute Auswirkungen auf Betroffene. Besonders stark betroffen seien Kinder, die keine sichere Bindung zu ihren Eltern gehabt hätten.
Der Historiker sieht ein „Ineinandergreifen von strukturellen Faktoren, den pädagogischen Vorstellungen der Erzieherinnen und dem Kinderkurkonzept“. Diese Strukturen hätten Gewalt begünstigt. Die Erfahrungen von Verschickungskindern sei vergleichbar mit denen aus anderen Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, der Psychiatrie und der Behindertenhilfe aus dieser Zeit.
Bundesweit gab es den Angaben zufolge rund zehn Millionen Verschickungskinder im untersuchten Zeitraum. Mit insgesamt knapp einer halben Million war etwa jedes zwanzigste davon bei der DAK versichert.
Die Krankenkasse unterhielt selbst drei Heime und arbeitete mit 65 Vertragsheimen zusammen. Die DAK ist nach eigenen Angaben die erste Krankenkasse, die die Geschichte der Kinderkuren in der Nachkriegszeit aufarbeitet.
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