Defizite bayerischer Kliniken nehmen rasant zu

München – Neun von zehn Krankenhäusern in Bayern erwarten in diesem Jahr einen oftmals hohen Verlust in ihrer Bilanz. Nach einer Umfrage der Bayerischen Krankenhausgesellschaft (BKG) gehen 89 Prozent der Kliniken von einem Defizit aus.
Für das vergangene Jahr erwarten 71 Prozent ein Defizit, das Jahr 2021 hatten 52 Prozent mit einem Fehlbetrag abgeschlossen. Der rasante Anstieg der Zahl der defizitären Kliniken sei eine „Katastrophe“, sagte BKG-Geschäftsführer Roland Engehausen heute in München.
Die BKG-Vorsitzende Tamara Bischof berichtete, viele Krankenhäuser erwarteten „atemberaubende“ Fehlbeträge in zweistelliger Millionenhöhe. Einigen Krankenhäusern drohe im Laufe des Jahres die Insolvenz.
Dass die Träger dauerhaft Millionenverluste ausglichen, sei keine Option, betonte die Kitzinger Landrätin (Freie Wähler). Schon jetzt müssten Landkreise und Städte Investitionen beispielsweise in Schulen zurückstellen, um Klinikdefizite auszugleichen.
Engehausen befürchtet aber auch Einschränkungen an den Kliniken selbst. Es drohe eine „schleichende Reduzierung durch Standortschließungen und Abteilungsschließungen“. Er forderte von der Bundesregierung, zumindest Geld aus einem Härtefallfonds in Höhe von rund vier Milliarden Euro, den der Bund eingerichtet hatte, unbürokratisch auszuzahlen.
Die Regeln für entsprechende Anträge seien so kompliziert, dass die meisten Kliniken weitgehend leer ausgingen, kritisierte Engehausen. Die umfassende Krankenhausreform, die Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) angekündigt hat, sei in keiner Weise geeignet, die Probleme der Kliniken schnell zu lösen.
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