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Deutliche Qualitätsunterschiede bei Prostatakrebsoperationen

  • Donnerstag, 23. Oktober 2025
/Dr_Microbe, stock.adobe.com
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Berlin – Bei der vollständigen Entfernung der Prostata wegen Prostatakrebs gibt es deutliche Qualitätsunterschiede zwischen den an der Versorgung beteiligten Kliniken. Das geht aus Analysen von Abrechnungsdaten des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) hervor.

Danach lag die Gesamtkomplikationsrate im besten Fünftel der Kliniken bei 6,4 Prozent, während im Fünftel der schlechtesten Kliniken fast ein Viertel der operierten Männer (23 Prozent) von Komplikationen betroffen war.  

Die WIdO-Arbeitsgruppe hat rund 17.600 Fälle von AOK-Versicherten aus den Jahren 2021 bis 2023 in die Auswertung einbezogen. Sie wurden in 189 Kliniken bundesweit operiert. Das WIdO-Team hat unterschiedliche Patienteneigenschaften wie Alter oder Vorerkrankungen in den Analysen berücksichtigt und Komplikationen bis ein Jahr nach der OP erfasst.

Die Qualität der Harnblasenentleerung nach der Operation sowie eine mögliche Inkontinenz oder Impotenz konnte das WIdO mangels verlässlicher Daten nicht auswerten.

Erfasst wurde aber der Anteil der Patienten, bei denen innerhalb von 30 Tagen nach der Operation eine Bluttransfusion notwendig war, die auf starke Blutungen im Nachgang zur OP schließen lässt. Dies betraf 2,9 Prozent aller Patienten. Ebenfalls mit in die Bewertung eingeflossen ist der Anteil ungeplanter Folge-Operationen im ersten Jahr nach dem ersten Eingriff.

Es zeigte sich: Eine Nach-OP war bei 6,8 Prozent der Operierten notwendig. Von weiteren Komplikationen wie einer Sepsis, einem Schock oder akutem Nierenversagen im Zuge der Prostata-OP waren 5,6 Prozent der Patienten betroffen.

Eine Modellierung des Instituts zeigt außerdem: Wenn alle rund 3.200 Fälle, die in den unterdurchschnittlich bewerteten Krankenhäusern operiert worden sind, in überdurchschnittlich abschneidenden Kliniken behandelt worden wären, hätten rund 480 Komplikationsfälle vermieden werden können.

„Diese Modellrechnung macht deutlich, dass bei einer Steuerung der Patienten in die Kliniken mit der besten Behandlungsqualität viel Leid der Patienten und unnötige Folgekosten für Nachbehandlungen vermieden werden könnten“, sagte die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Carola Reimann. 

Die radikale Prostatektomie, also die vollständige Entfernung der Prostata, kommt vor allem dann zur Anwendung, wenn der Krebs sich auf die Prostata beschränkt und das benachbarte Gewebe sowie Knochen oder andere Organe nicht befallen hat.

Bei dem Eingriff wird die gesamte Prostata einschließlich der Samenblasen und der Endstücke der Samenleiter entfernt. Im Jahr 2024 erfolgten in Deutschland laut der AOK rund 34.700 radikale Prostatektomien. 

Der AOK-Bundesverband hat die Qualitätsergebnisse auf Ebene der einzelnen Krankenhäuser im Gesundheitsnavigator der AOK bereitgestellt – nebst Ergebnissen für zwölf weitere Behandlungen, die im Verfahren zur Qualitätssicherung mit Routinedaten (QSR) ausgewertet werden.

Diese sind: Operationen bei gutartiger Prostatavergrößerung, Hüftgelenks-Implantationen aufgrund von Arthrose, Operationen nach einem hüftgelenksnahen Oberschenkelbruch, Hüftprothesenwechsel, Implantationen eines künstlichen Kniegelenkes, Knieprothesenwechsel, Gallenblasenentfernungen bei Gallensteinen, Blinddarmentfernungen, Mandeloperationen, Leistenbruch-OPs, therapeutische Herzkatheter (PCI) bei Patienten ohne Herzinfarkt sowie kathetergestützte Aortenklappen-Implantationen (TAVI).

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