Diskussion um kostenfreie Bahnfahrten für Freiwilligendienste

Osnabrück – Angesichts der Einführung kostenloser Bahnfahrten für Bundeswehrsoldaten hat sich der Paritätische Gesamtverband für Freifahrten für alle ausgesprochen, die einen Freiwilligendienst leisten. Hauptgeschäftsführer Ulrich Schneider sagte der Neuen Osnabrücker Zeitung, wenn schon von Freifahrten gesprochen werde, sollte die Bundesregierung ihren Blick auf die 100.000 überwiegend jungen Menschen in den Freiwilligendiensten richten. Unterstützung fand die Forderung bei SPD und Linkspartei.
Die Freiwilligen würden „für ein Taschengeld von maximal 400 Euro im Monat echten Einsatz für unser Gemeinwesen leisten“, sagte Schneider. Sie hätten eine solche Anerkennung mehr als verdient. Und sie könnten auch materiell die Befreiung von ihren Fahrtkosten dringend brauchen.
Schneider kritisierte zugleich die Regelung für die Bundeswehrsoldaten. „Wir haben keine Wehrpflichtigen mehr.“ Dass diese früher Freifahrten zwischen Wohnort und Kasernen bekommen hätten, sei nur sachgerecht gewesen. „Heute haben wir es allerdings mit einer Berufsarmee zu tun, und es gibt keinen wirklichen Grund, einer bestimmten Berufsgruppe das Privileg freier Bahnfahrten zu gewähren“, sagte Schneider.
Freie Bahnfahrt für Freiwilligendienstleistende – das wäre ein großartiges Zeichen der Deutschen Bahn als Anerkennung des bürgerschaftlichen Engagements, das junge Menschen tagtäglich leisteten, sagte der familienpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Sönke Rix, den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND).
Ähnlich äußerte sich Linken-Fraktionsvize Jan Korte. „Anerkennung verdienen auch Bundesfreiwilligendienstleistende, weil sie eine wichtige Arbeit für die Gesellschaft leisten, ebenso übrigens wie die Aktiven der Freiwilligen Feuerwehren, des THW oder das Pflegepersonal in Krankenhäusern und Pflegeheimen“, sagte er den RND-Zeitungen. „Deren Einsatz für die Gesellschaft würde von staatlicher Seite auf respektlose Art relativiert, wenn den einen Freifahrten zugestanden werden, den anderen aber nicht.“
Grundsätzlich gegen Gratisfahrten nur für bestimmte Gruppen wandten sich die Grünen. „Höchste Priorität“ müssten dagegen günstigere Tickets für alle haben, sagte der Grünen-Bahnexperte Matthias Gastel den RND-Zeitungen. Deshalb müssten schnell die Mehrwertsteuer auf Bahnfahrkarten im Fernverkehr und die Trassenpreise für Bahnunternehmen sinken. „Wir erwarten, dass die Regierungskoalition im Rahmen der anstehenden Haushaltsberatungen den Weg frei macht für günstigeres Bahnfahren für alle“, forderte Gastel.
Soldaten in Uniform dürfen ab Januar 2020 kostenlos mit der Deutschen Bahn fahren. Die Bahn bekommt von der Bundeswehr eine pauschale Vergütung. Das Vorhaben war seit längerem von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt vorangetrieben worden. Die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer griff die Forderung dann nach ihrem Amtsantritt als Verteidigungsministerin auf. Sie argumentierte, Bundeswehrsoldaten verdienten „Respekt und Dank“.
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