Ermittlungen wegen Verdachts der Impfpassfälschung

Hildesheim – Nach einem Coronaausbruch mit drei Todesfällen in einem Pflegeheim im niedersächsischen Hildesheim ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen eine frühere Mitarbeiterin der Einrichtung.
Es bestehe der Verdacht, dass die 44-Jährige mit einem gefälschten Impfpass im Heim gearbeitet habe, während sie Corona hatte, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Da im engen zeitlichen Zusammenhang drei mit dem Virus infizierte Bewohnerinnen starben, ermittelt die Anklagebehörde zudem wegen des Anfangsverdachts des Totschlags.
Die Beschuldigte habe die Verwendung des gefälschten Impfpasses eingeräumt, sagte die Sprecherin am Freitag. „Mit den Infektionen will sie nichts zu tun haben. Wir treffen sämtliche Maßnahmen, die dazu geeignet sind, um die Vorwürfe aufzuklären.“ Über die Ermittlungen hatte zunächst die Hildesheimer Allgemeine Zeitung berichtet.
Die Frau, die als Alltagsbegleiterin in dem Heim tätig war, wurde fristlos entlassen, wie Einrichtungsleiter Michael Ossenkopp sagte. Ihm zufolge legte die Frau dem Heim einen Impfpass vor, der sich als gefälscht herausstellte. Danach habe die Einrichtung Anzeige gegen die 44-Jährige gestellt.
Später wurde nach Angaben der Heimleitung klar, dass die Frau trotz der Gefahr einer Coronaerkrankung in dem Heim gearbeitet hatte. Laut dem Zeitungsbericht hatte die Frau – zunächst ohne COVID-19-Symptome – weitergearbeitet, als ihr Mann und ihr Kind bereits an COVID-19 erkrankt waren. Sie habe gegenüber Gesundheitsamt und Arbeitgeber auf ihre angebliche Doppelimpfung verwiesen.
Der aktuelle Coronaausbruch zieht Heimleiter Ossenkopp zufolge weite Kreise. In jüngster Zeit hätten sich elf Bewohner sowie fünf Beschäftigte infiziert. Wie lange die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft dauern werden, war zunächst unklar. „Der Anfangsverdacht richtet sich ausschließlich gegen die Mitarbeiterin“, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung.
Nach derzeitigem Kenntnisstand habe die Heimleitung alles richtig gemacht. Die Frau war in dem Heim Medienberichten zufolge zunächst als Impfgegnerin aufgefallen, bevor sie schließlich doch einen Impfpass vorlegte, der sich dann als gefälscht herausgestellt habe.
Auch in Neumünster (Schleswig-Holstein) gibt es Ermittlungen wegen des Verdachts von Impfpassfälschung. Im Fokus: Zwei Mitarbeiter des Friedrich-Ebert-Krankenhauses (FEK).
Im jüngeren Fall sei der Betroffene freigestellt und die Polizei eingeschaltet worden, teilte Klinik-Geschäftsführerin Kerstin Ganskopf mit. Geprüft werde auch, ob der Kollege trotz Symptome einer COVID-19-Erkrankung zur Arbeit gekommen sei. Nachdem ein positives Testergebnis vorlag, habe sich der Mitarbeiter in Quarantäne begeben. Es habe sich kein Patient angesteckt.
Unter Hinweis auf die Persönlichkeitsrechte der Beschäftigten und auf das laufende Verfahren machte Ganskopf keine weiteren Angaben. Einen ähnlichen Fall habe es schon vor einigen Wochen gegeben. Dieser Mitarbeiter habe sich nach einem Gespräch selbst angezeigt, ihm sei inzwischen fristlos gekündigt worden.
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