Experten beleuchten Schulschließungen wegen Corona kritisch

Stockholm – Europäische Experten haben sich kritisch mit Schulschließungen während der Coronapandemie auseinandergesetzt.
„Kinder haben mit größerer Wahrscheinlichkeit eine leichte oder asymptomatische Infektion“, sagte Jonathan Suk vom Europäischen Zentrum für die Kontrolle und Prävention von Krankheiten (ECDC) laut einer Mitteilung.
Die Krankheit verlaufe in der Regel sehr mild oder breche gar nicht erst aus. Deshalb sei die Schließung von Kinderbetreuungs- und Bildungseinrichtungen als Einzelmaßnahme wahrscheinlich nicht gerechtfertigt.
Ob Schulschließungen eine wirksame Maßnahme zur Bekämpfung des Coronavirus sind, war heute Thema einer internationalen Konferenz, die von der European Society of Clinical Microbiology and Infectious Diseases (ESCMID) und vom ECDC veranstaltet wurde.
Nur vier Prozent der in den europäischen Ländern registrierten Fälle von COVID-19 betrafen demnach Kinder bis 18 Jahren. 44 Prozent davon waren zwischen 12 und 18 Jahre alt.
Chiara Reno von der Universität Bologna in Italien appellierte an die politischen Entscheidungsträger, die Vor- und Nachteile bei der Strategie zur Wiedereröffnung von Schulen abzuwägen und die psychologischen, erzieherischen und sozialen Folgen für Kinder und ihre Familien zu berücksichtigen.
Schulschließungen könnten sich auf Kinder sehr negativ auswirken, so Reno. Einigen Berichten zufolge seien Kinder und Jugendliche einem hohen Risiko für Depressionen und Angstzuständen ausgesetzt, wenn sie von der Schule und ihren Freunden isoliert sind.
Reno sprach sich dafür aus, die Vorgehensweise an die Altersgruppen anzupassen. Die Umsetzung strenger Maßnahmen zur Infektionskontrolle, wie Händewaschen, Abstandhalten und die Lüftung von Räumen, sei von entscheidender Bedeutung.
„Es gibt keine einzige vollständig wirksame Maßnahme, sondern eine Mischung aus Maßnahmen, die unterschiedlich kombiniert und kontextualisiert werden müssen.“
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