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Experten drängen auf „Recht auf Vergessen“ für junge Krebspatienten

  • Freitag, 28. Juni 2024
/andreaobzerova, stock.adobe.com
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Berlin – Krebsmediziner und Betroffenenorganisationen kritisieren rechtliche, finanzielle und berufliche Benach­teiligungen von jungen Menschen, die Krebs überstanden haben.

Obwohl die jungen Betroffenen nach wissenschaftlichen Standards längst als geheilt gälten, erführen viele von ihnen Benachteiligungen gegenüber Gleichaltrigen, erklärten die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) und die Deutsche Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs (DSfjEmK) gestern in Berlin.

So würden jungen Betroffenen beispielsweise Versicherungsabschlüsse, Kreditaufnahmen oder Verbeamtungen verwehrt. Auch beim Thema Adoption würden ehemals erkrankte junge Menschen benachteiligt.

Die beiden Organisationen forderten ein „Recht auf Vergessenwerden“ für die Betroffenen. Es bezieht sich im Kern darauf, dass digitale Informationen mit Personenbezug nicht dauerhaft gespeichert, sondern nach einer bestimmten Zeit gelöscht werden sollten.

In der Praxis müsse dies bedeuten, dass Versicherungen oder Banken nach einer gewissen Zeit der Heilungs­be­währung die frühere Krebserkrankung nicht mehr berücksichtigen dürften. Ähnliche Regelungen müssten auch im Bereich der Verbeamtung und Adoption geschaffen werden, forderte Inken Hilgendorf, Kuratoriumsvorsit­zende der Deutschen Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs.

2023 wurde mit der EU-Verbraucherkreditrichtlinie erstmals eine gesetzliche Bestimmung geschaffen, nach der die EU-Mitgliedstaaten die Verwendung von Gesundheitsdaten in Bezug auf Krebserkrankungen nach Ablauf einer bestimmten Frist nicht mehr zulassen dürfen, wenn Versicherungen im Zusammenhang mit Verbraucher­kreditvereinbarungen abgeschlossen werden.

Auch die EU-Verbraucherschutzrichtlinie, das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz und die UN-Behinderten­konvention verböten solche Benachteiligungen. Deutschland hänge aber bei der Umsetzung massiv hinterher, so der Geschäftsführende Vorsitzende der DGHO, Andreas Hochhaus.

Jedes Jahr erkranken laut den Experten in der Bundesrepublik etwa 16.500 junge Erwachsene im Alter von 18 bis 39 Jahren an Krebs. Mehr als 80 Prozent könnten heutzutage geheilt werden.

kna

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