Extreme Temperaturen schüren laut Studie Hassrede im Netz

Potsdam – Temperaturen über 30 Grad Celsius schüren einer aktuellen Studie zufolge Hassrede im Netz. Dies gelte über alle Klimazonen und sozioökonomischen Unterschiede wie Einkommen oder politische Präferenzen hinweg, teilte das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) heute mit.
Die Forschenden kombinierten für ihre Analyse rund 75 Millionen in den USA auf Twitter gepostete Hassnachrichten mit Wetterdaten. Auf Grundlage dieser Daten stellten sie fest, dass in einem „Wohlfühlfenster“ von zwölf bis 21 Grad quer durch die USA nur wenige Hassnachrichten gepostet werden – und die wenigsten zwischen 15 und 18 Grad.
Bei heißeren und kälteren Temperaturen nahm die Hassrede jedoch zu. Das genaue „Wohlfühlfenster“ variiert dabei je nach Klimazone, je nachdem also, welche Temperaturen üblich sind.
Temperaturen über 30 Grad sind der im Fachmagazin The Lancet Planetary Health veröffentlichten Analyse zufolge jedoch über alle Klimazonen und sozioökonomischen Unterschiede hinweg durchgängig mit einem starken Anstieg von Hass im Netz verbunden. Dies deute auf Grenzen der menschlichen Anpassungsfähigkeit an extreme Temperaturen hin, schreiben die Forschenden.
Der Hass im Netz wiederum wirke sich nachweislich negativ auf die psychische Gesundheit der davon Betroffenen aus. „Selbst in einkommensstarken Gebieten, in denen sich die Menschen Klimaanlagen leisten können und andere Möglichkeiten zur Hitzeregulation haben, beobachten wir eine Zunahme von Aggression an extrem heißen Tagen – ab 30 Grad geht es steil nach oben“, erklärte einer der Autoren der Studie, Anders Levermann. Es gebe eine Grenze dessen, was Menschen ertragen könnten.
Diese Anpassungsgrenze an extreme Temperaturen liege möglicherweise noch unter der, die durch die pure Physiologie unseres Körpers gesetzt sei.
Die Ergebnisse zeigten, dass Hassrede im Netz ein neuer Kanal sei, über den der Klimawandel den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die psychische Gesundheit der Menschen beeinflussen könne, teilte Studienleiterin Leonie Wentz mit.
Eine sehr schnelle und drastische Senkung der Emissionen werde daher nicht nur der Außenwelt zugute kommen. „Der Schutz unseres Klimas vor einer zu starken Erwärmung ist auch für unsere psychische Gesundheit entscheidend.“
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: