Fehlanrufe in Leitstellen: Android-Update soll Problem beheben

Berlin – In den vergangenen Wochen haben unbeabsichtigt gestartete Notrufe bundesweit Kapazitäten in Leitstellen gebunden. Ein Update für das Betriebssystem Android soll das Problem des massiven Anstiegs fehlerhafter Anrufe beheben.
Leitstellen für Feuerwehr und Rettungsdienste hatten in den zurückliegenden Wochen mehr Arbeit als üblich: „Vor rund vier Wochen ist aufgefallen, dass die Handy-Fehlanrufe stark zugenommen haben“, berichtete Marc Gistrichowsky, Vorsitzender des Fachverbands Leitstellen und Abteilungsleiter der Integrierten Leitstelle der Stadt Nürnberg, dem Deutschen Ärzteblatt.
Versehentlich ausgelöste Anrufe gehören in Leitstellen zum Tagesgeschäft. Gistrichovsky zufolge sind von durchschnittlich 1.300 täglichen Anrufen in seiner Nürnberger Dienststelle normalerweise rund 270 versehentliche Anrufe.
Ab Ende Mai habe sich diese Zahl allerdings innerhalb kurzer Zeit verdoppelt. „Das hat nicht dazu geführt, dass die Leitstelle blockiert war, aber es bindet eine Menge Arbeitszeit der Disponenten, die wie andere Fachkräfte im Gesundheitswesen knapp sind“, erklärte Gistrichovsky.
Zwar lasse sich in den meisten Fällen leicht feststellen, dass es sich um einen versehentlichen Anruf handele. Man höre dann beispielsweise noch Gespräche im Hintergrund, was stark dafür spreche, dass das Telefon in der Hosentasche gestartet sei.
Allerdings müsse man in jedem einzelnen Fall sichergehen. Die Gefahr, entgegen der Erwartungen einen tatsächlichen Notfall zu übersehen, ist stets gegeben. „Im Einzelfall ist es sogar möglich, dass nach der Ortung des Telefons ein Fahrzeug losgeschickt werden muss, um die Situation zu überprüfen“, sagte Gistrichovsky. „Das fehlt dann natürlich anderswo.“
Leitstellen im gesamten Bundesgebiet machten in den vergangenen Wochen die gleiche Feststellung. Dabei habe sich relativ schnell eingrenzen lassen, dass die Anrufe allesamt von Smartphones mit dem Betriebssystem Android stammten.
Tatsächlich hatte es ein Android-Update gegeben, das verschiedene Funktion enthielt, die das Auslösen eines Notrufs erleichtern sollten. Die habe allerdings dazu geführt, dass 110 und 112 leichter als zuvor durch unbeabsichtigte Berührungen – beispielsweise in der Hosentasche – angewählt wurde.
Entsprechend handelte es sich auch nicht um ein rein deutsches, sondern ein europäisches, gar weltweites Phänomen. Ein ähnliches Problem war Ende vergangenen Jahres bei Apple-Produkten in den USA aufgetaucht: eine Unfallerkennung für iPhones und Apple Watches hatte massenhaft falsch angeschlagen und automatisch falsche Notrufe ausgelöst.
Gistrichovsky zufolge hat der deutsche Leitstellenverband nicht zuletzt deshalb offene Türen eingerannt, als er sich mit dem Problem an die European Emergency Number Association (EENA) wandte.
Die wiederum sei in Kontakt mit Alphabet getreten, dem Google-Mutterkonzern, der auch hinter Android steht. Alphabet habe schnell und unkompliziert reagiert und ein Update angeboten, um den Fehler zu beheben.
Das mache sich auch schon bemerkbar, die Zahl der versehentlichen Anrufe sei bereits spürbar zurückgegangen, auch wenn sie noch über dem vorherigen Stand liege. Gistrichovsky appelliert deshalb an die Menschen: „Wir bitten alle Nutzerinnen und Nutzer von Android, die aktuellen Updates schnell zu installieren.“
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