Vermischtes

Giftnotruf wegen Anfragen zu Desinfektionsmitteln stark gefragt

  • Montag, 31. August 2020
/sumos, stockadobecom
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Erfurt – Deutlich häufiger als sonst üblich haben die Telefone beim gemeinsamen Gift­informationszentrum (GGIZ) in Erfurt wegen Anfragen zu Desinfektionsmittel zuletzt ge­klingelt. Das sei zunächst nicht überraschend gewesen, teilte Gesine Liebetrau mit.

Grundsätzlich passiere gerade „mehr“ mit Desinfektionsmittel, weil „mehr“ davon vorhan­den sei, aber auch weil in der „allgemeinen Rage“ nicht sachgerecht damit umgegangen werde, erklärte Liebetrau, die stellvertretende Leiterin des für die Länder Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zuständigen GGIZ.

Bis etwa Mitte August gingen beim GGIZ demnach seit Jahresanfang rund 400 Anrufe ein, bei denen es um Notfälle und Probleme wegen Desinfektionsmitteln ging.

In den beiden vorvergangenen Jahren lag die Anrufzahl innerhalb dieses Zeitraums bei etwa 320, im Jahr 2017 sogar nur bei rund 240. Der deutliche Anstieg ergebe sich aber nur bei Betrachtung der Anrufe aus allen vier Ländern, so Liebetrau.

„Nach Bundesländern aufgedröselt, also bei einer kleineren Stichprobe, ergibt sich dann aber schon nicht mehr so ein einheitliches Bild: Das heißt teilweise ist die Anfragehäufig­keit nahezu gleich beziehungsweise geringer als in den Vorjahren.“ Liebetrau betonte allerdings, dass die Zahlen nicht repräsentativ seien. Eine Meldepflicht bestehe nicht.

Sehr gefährlich sei es, Desinfektionsmittel etwa in Lebensmittelbehälter oder Sprühfla­schen von Badreinigern umzufüllen. Es bestehe Verwechslungsgefahr, sagte Liebetrau. Auf diese Problematik verweisen auch einige Verbraucherzentralen.

Aus Sicht der Verbraucherschützer werden manche Desinfektionsmittel schon von Her­stellern in Gefäßen angeboten, die etwa Getränkeflaschen ähneln. Zudem würden kleine Fläschchen in manchen Supermärkten in Regalen neben Kaugummis und Süßigkeiten an­geboten.

Auch Zweckentfremdung von Mitteln sei ein gängiger Unfallgrund, zählt Liebetrau auf. So enthalte Flächendesinfektionsmittel oft Substanzen, die bei Anwendung an der Haut rei­zend bis ätzend sein können.

Zudem seien vor allem Kleinkinder durch die Desinfektionsmittel-Schwemme gefährdet. Mittel würden nicht sicher genug aufbewahrt und in der Öffentlichkeit hingen die Fla­schen oft in einer für Kinder gefährlichen Höhe, so die Expertin.

dpa

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