Vermischtes

HIV: Unwissenheit bei Gesundheitsfachkräften in Europa weit verbreitet

  • Freitag, 26. Juli 2024
/alexskopje, stock.adobe.com
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München – In einer Befragung von mehr als 18.000 Gesundheitsmitarbeitenden in der Europäischen Union (EU) hatte die Hälfte mangelnde Kenntnisse zu grundlegenden Konzepten von HIV. Stigmatisierung und die Angst vor Behand­lung von Menschen mit HIV sind demnach ebenfalls weit verbreitet.

Das geht aus einem Bericht des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle (ECDC) hervor, der heute auf der Welt-Aids-Konferenz vorgestellt wurde. Selbst unter Ärztinnen und Ärzten gab es große Wissens­lücken.

Die Hälfte der Befragten aus dieser Gruppe machte falsche Angaben zur Präexpositions­pophylaxe (PrEP) und etwa ein Drittel zur Postexpositionsprophylaxe (PEP) und zum Konzept „nicht nachweisbar = nicht übertragbar“ (n=n; engl.:„undetectable equals untransmittable“; U=U).

Mehr als 50 Prozent der Befragten macht sich Sor­gen, wenn sie bei Menschen mit HIV Blut abnehmen oder Wunden versorgen.

„Ein beträchtlicher Teil von Gesundheitsmitarbeitern von 6 bis 12 Prozent will Menschen mit einem er­höh­ten HIV Risiko nicht behandeln“, berichtete Teymur Noori vom ECDC.

Dazu gehörten etwa Männer die Sex mit Männern haben, Transpersonen oder Menschen, die intrave­nös Drogen konsumierten.

Die Gründe dafür seien unterschiedlich: Ein großer Teil unterliege dem Irrglaube, dass diese Gruppen sie einer der Gefahr aussetze, HIV zu bekommen.

50 Prozent berichten, dass sie im Umgang mit dieser Gruppe nicht geschult seien. „Wir müssen Schulungen anbieten, das ist ein zentrales Ergebnis dieser Studie“, so Noori. Er hofft darauf, dabei auch die anderen Probleme adressieren zu können.

18 bis 30 Prozent der Gesundheitsmitarbeitenden hat­ten unterschiedliche Formen von Stig­ma­tisierung und Diskriminierung von Menschen mit HIV in den vergangenen zwölf Mona­ten am Arbeitsplatz mitbekommen. Dabei ging es etwa um diskriminierende Bemerkungen oder darum, dass Menschen mit HIV eine schlechtere Gesundheitsversorgung erhalten hatten.

„Die Studie unterschreibt die Wichtigkeit von gezielten Interventionen in unterschiedlichen Gesundheitsberei­chen zur Bekämpfung von HIV-bedingtem Stigma“ schloss Noori.

Es müsse eine nicht stigmatisierende Versorgung für alle Menschen mit HIV gewährleistet werden. „Die Bewälti­gung dieser Probleme ist eine wesentliche Voraussetzung für die Erreichung des globalen Ziels, die Aids-Epide­mie bis 2030 zu beenden."

18.430 Gesundheitsmitarbeitende aus 54 Ländern haben an der Umfrage teilgenommen, darunter 44 Prozent ärztliche Mitarbeitende und 22 Prozent Pflegekräfte.

mim

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