Vermischtes

IBM bringt Quantencomputer nach Deutschland

  • Mittwoch, 11. September 2019
Aufbau eines Quantencomputers Typ "IBM Q System One" in Mailand vergangenen Jahres /picture alliance/IBM
Aufbau eines Quantencomputers Typ „IBM Q System One“ in Mailand vergangenen Jahres /picture alliance, IBM

Berlin – IBM und die Fraunhofer Gesellschaft wollen die Forschung zu Quantencom­pu­tern mit einer neuen Partnerschaft vorantreiben. Dafür bringt der amerikanische Tech­nologie-Konzern erstmals seinen Quantencomputer „Q System One“ nach Deutschland. Ziel sei es, hierzulande eine Forschungsgemeinschaft rund um Fähigkeiten, Erkenntnisse und Ausbildung im Umgang mit der Technologie aufzubauen, teilten die Partner mit. Ein Standort des Systems steht noch nicht endgültig fest, soll aber bis 2020 gefunden wer­den.

Quantencomputer können aufgrund einer grundsätzlich anderen Funktionsweise theo­re­tisch um ein Vielfaches schneller und leistungsfähiger sein als herkömmliche Computer. Noch sind sie aber eher Forschungsobjekte, eine kommerzielle Nutzung gab es bislang nicht. Wissenschaftler erhoffen sich von Quantencomputern Durchbrüche in vielen rechenin­tensiven Disziplinen, etwa bei der Erforschung neuer Medikamente, bei der Entwicklung Künstlicher Intelligenz oder auch für die Optimierung von Lieferketten in der Logistik.

„Diese Partnerschaft ist eine wegweisende Initiative für angewandtes Quantencomputing und ein entscheidender Fortschritt für deutsche Forschungseinrichtungen sowie Unter­neh­men aller Größenordnung in unserem Land“, sagte Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer Gesellschaft. Die Installation eines IBM-Q-Systems in Europa eröffne neue Möglichkeiten bei der Entwicklung von Strategien für das Quantencomputing unter der Datenhoheit nach europäischem Recht.

Über die nächsten zwei Jahre will die Bundesregierung 650 Millionen Euro in die Erfor­schung von Quantencomputern investieren. Damit sollen grundlegende Forschungser­geb­nisse in marktreife Anwendungen umgesetzt werden. Ziel sei es, dass deutsche Ins­titute und Unternehmen die sogenannte zweite Quantenrevolution mitgestalten und international eine führende Rolle übernehmen, heißt es beim Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Für diese Zielsetzungen habe man mit dem IBM Q-Netzwerk eine „wichtige Drehscheibe für das Quantencomputing in Europa“ hinzugewonnen, hieß es. Bundesforschungs­minis­terin Anja Karliczek lobte die Kooperation als bedeutenden Beitrag zur Umsetzung des Regierungsprogramms. „Es ist wichtig, dass wir schon heute verschiedene Anwendungs­felder des Quantencomputings erschließen, gerade auch für mittelständische Unterneh­men, die für Deutschland wirtschaftlich eine hohe Bedeutung haben“, sagte Karliczek.

Vergangenen Oktober fiel bereits der Startschuss für eine europäische Initiative. Am For­schungszentrum Jülich in Nordrhein-Westfalen arbeiten aktuell Forscher unter anderem aus Spanien, Schweden, Finnland und Deutschland gemeinsam mit dem Internetkonzern Google an dem „OpenSuperQ“, der 2021 fertiggestellt sein soll.

Auch IBMs System ist als europäische Forschungsinitiative angelegt und soll nach Anga­ben des Unternehmens ein „Hub“ für Forschung und Entwicklung werden und Wissen­schaftlern wie auch IT-Fachleuten und Industrie-Experten zur Verfügung stehen. An Quan­­tencomputern wird auf der Suche nach neuen Wegen in der Computertechnik seit Jahrzehnten geforscht, lange handelte es sich nur um ein theoretisches Konzept.

IBM hatte seinen „Q System One“ Anfang des Jahres auf der Elektronikmesse CES in Las Vegas als ersten auch kommerziell nutzbaren Quantencomputer vorgestellt. Unter dem Dach der neuen Initiative sollen nun prominente Partner aus Forschung und Industrie beim Fraunhofer Kompetenzzentrum für Quantencomputer zusammenarbeiten.

dpa

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