Vermischtes

Intensivmediziner kritisieren Ausbildungskampagne des Familienministeriums

  • Freitag, 23. Oktober 2020
Danilo Kamperidis als Boris in einer Szene der Miniserie „Ehrenpflegas“. Die Serie, fünf Folgen von etwa sechs Minuten Länge, erzählen die fiktive Geschichte von drei Jugendlichen, die die neue generalistische Ausbildung in der Pflege beginnen. Damit wirbt das Bundesfamilienministerium (BMFSFJ) für eine Ausbildung in der Pflege. /picture alliance, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen
/picture alliance, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen

Berlin – Deutschlands Intensivmediziner und -pfleger sind bestürzt über die neue Youtube-Kampagne des Bundesfamilienministeriums (BMFSFJ). Deren fünfteilige Web­serie „Ehrenpflegas“ soll die Pflegeausbildung attraktiv darstellen und mehr junge Menschen für den Pflegeberuf begeistern.

Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) bezeichnete die Miniserie allerdings als „eine Zumutung für ausgebildete und professio­nell arbeitende Pflegekräfte“. Auch der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) hatte die Kampagne zuvor ebenfalls deutlich kritisiert.

„Diese Videos repräsentieren weder den Arbeitsalltag eines Pflegenden noch die Profess­ionalität oder die Werte, für die professionelle Pflege steht“, monierte DIVI-Präsidiums­mitglied Thomas van den Hooven, Pflegedirektor des Universitätsklinikums Münster.

Er kritisierte, dass die oberflächliche Darstellung der Pflegeausbildung ein falsches Bild des Pflegeberufs vermittele. „Die Politik muss die Pflegeausbildung ernst nehmen und realistisch abbilden. Die große Fachlichkeit und Expertise der Pflegekräfte sollten dabei im Mittelpunkt stehen“, forderte van den Hooven.

Auch DIVI-Präsident Uwe Janssens kritisierte die „teilweise absurde“ Darstellung des Pflegenachwuchses. „Ich war wirklich sehr betroffen und sprachlos, als ich die Serie zum ersten Mal gesehen habe“, so Janssens.

Die Kampagne sei gut gemeint, verfehle aber das Ziel. Die 700.000 Euro, die die Mini­serie Medienberichten zufolge gekostet haben soll, hätte man besser anders investiert. „Statt mit einer Webserie Pflegenden vor den Kopf zu stoßen, wäre eine Kampagne für mehr gesellschaftliche Wertschätzung sicherlich sinnvoller“, so der DIVI-Präsident.

Denn eins sei klar: Ohne sehr gut ausgebildete und verantwortungsvoll arbeitende Pflegekräfte seien Ärzte nichts.

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