Katastrophenschutz: Auf extreme Hitze vorbereitet sein

Stuttgart – Fachleute warnen vor extremer Hitze und plädieren dafür, Gegenmaßnahmen im Katastrophenschutz zu verankern. Das ist ein Appell aus einem Workshop zum Thema Hitzeschutz von Gesundheitsämtern, Landesärztekammer und Kommunen in Stuttgart.
„Die Gefahr für das menschliche Leben ist durch Hitze deutlich höher als bei Hochwasser, und trotzdem sind wir weniger gut vorbereitet“, sagte Martin Herrmann, Vorsitzender der Deutschen Allianz für Klimawandel und Gesundheit (Klug). Er forderte Hitzekrisenstäbe auf Landes-, Regierungspräsidiums- und auf Landkreisebene.
Zu den Vorbereitungen auf extreme Hitze gehöre es etwa Kühlräume zu schaffen, in denen die Menschen im Zweifelsfall über Tage untergebracht werden könnten. Zudem müsse man erst in Erfahrung bringen, wer überhaupt in einem solchen Fall evakuiert werden müsste. „Möglicherweise müssen ganze Pflegeeinrichtungen geräumt werden“, so Hermann. Er appellierte dafür extreme Hitze bei Hitzeschutzmaßnahmen mitzubedenken.
Was extreme Hitze von Hitze unterscheidet
Als Periode, die „außerordentlich lang ausfällt und möglicherweise mit neuen Temperaturrekorden verbunden ist“, erklärte Stefan Muthers vom Deutschen Wetterdienst (DWD) das Phänomen der extremen Hitze.
„Aus medizinischer Sicht ist entscheidend, dass die Außentemperatur die Körperkerntemperatur übersteigt“, ergänzte Clemens Becker, Leiter der Geriatrie am Universitätsklinikum Heidelberg. Er sprach von einem Teufelskreis, in dem man nicht mehr schwitzen könne und die Organe bei einer Körperkerntemperatur von 39 °C „zusammenbrechen“.
Bereits ab einer Raumtemperatur von mehr als 30 °C werde es allerdings schon kritisch. Durch die verstärkte Hautdurchblutung erhöhe sich das Herzzeitvolumen, führte Becker aus. „Das Herz muss dann 20 bis 40 Prozent mehr arbeiten."
2003 hat es Becker zufolge die bislang heftigste Hitzeperiode in Baden-Württemberg mit 2.000 zusätzlichen Sterbefällen gegeben. „Das Problem war unter anderem, dass die Hitzeperiode in den Sommerferien aufgetreten ist.“ Diese Ferienzeit müsse bei der Planung berücksichtigt werden.
Robin Maitra, Vorstand und Klimaschutzbeauftragter Landesärztekammer Baden-Württemberg (LÄK BW), warnte vor einer erhöhten Inanspruchnahme des ambulanten und stationären Gesundheitssektors bei extremer Hitze. „Wenn wir zum Beispiel noch fünf Tage bis zu einer Hitzewelle haben, müssen wir diese Tage nutzen, um unsere Strukturen zu stärken."
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