Vermischtes

Kinder und Jugendliche mit Kopfschmerzen unzureichend versorgt

  • Freitag, 8. Oktober 2021
/New Africa, stock.adobe.com
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Mannheim – Die Deutsche Schmerzgesellschaft und die Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesell­schaft (DMKG) haben im Vorfeld des Deutschen Schmerzkongresses Mitte Oktober eine bessere Versor­gung von Kindern und Jugendlichen mit Kopfschmerzen angemahnt.

Den Fachgesellschaften zufolge haben mehr als zwei Drittel der Schüler regelmäßig Kopfschmerzen. Dennoch würden ihre Beschwerden häufig nicht ernst genommen – obwohl oft einfache therapeutische Maßnahmen die Schmerzen lindern könnten.

„Eltern sollten Kopfschmerzen nicht bagatellisieren. Kopfschmerzen können den Alltag und die Zukunft junger Menschen stark beeinträchtigen“, sagte Gudrun Goßrau, Leiterin der Kopfschmerzambulanz im Interdisziplinären Universitätsschmerzzentrum am Universitätsklinikum Dresden und Kongresspräsiden­tin des Deutschen Schmerzkongresses.

Demnach gaben in einer Querschnittsstudie in Dresden mit mehr als 2.700 befragten Schülern mehr als zwei Drittel an, regelmäßig an Kopfschmerzen zu leiden. Mehr als ein Fünftel aller Kinder und Jugendli­chen mit mehr als zwei Kopfschmerztagen im Monat fehlte dadurch regelmäßig in der Schule.

„Eine ärztliche Diagnose und Therapie der Kopfschmerzen erhalten nur die Wenigsten“, erklärte Goßrau. Dabei seien Migräne und Spannungskopfschmerz die häufigsten eigenständigen Schmerzdiagnosen bei Kindern und Jugendlichen. Alarmierend sei, dass Kopfschmerzen stattdessen häufig in Eigenregie mit frei verkäuflichen Medikamenten bekämpft würden.

„Schmerzmittel sollten Kinder aber nur einnehmen, wenn sie vom Arzt in geeigneter Dosierung verord­net wurden“, so Goßrau. Denn bei häufiger Einnahme könnten Medikamente die Kopfschmerzen auch verstärken. Manche seien für Kinder gar nicht geeignet.

„In Deutschland besteht nach wie vor ein Versorgungsbedarf, der mit den vorhanden Therapiestrukturen nicht abgedeckt wird“, so Goßrau. Um diese Versorgungslücke zu schließen, seien gesellschaftliche An­stren­gungen erforderlich.

Diese beginnen demnach bei der Sensibilisierung von Eltern und Lehrenden, Berück­sicht­igung von Kopf­schmerzen als Krankheitssymptom sowie entsprechender Ausbildung der Akteure im Gesundheitssystem. Darüber hinaus müssten dringend spezifische wie auch interdisziplinäre Therapie­möglichkeiten für Kin­der und Jugendliche mit Kopfschmerzen geschaffen werden.

hil/sb

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