Kinder und Jugendliche mit Kopfschmerzen unzureichend versorgt

Mannheim – Die Deutsche Schmerzgesellschaft und die Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) haben im Vorfeld des Deutschen Schmerzkongresses Mitte Oktober eine bessere Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Kopfschmerzen angemahnt.
Den Fachgesellschaften zufolge haben mehr als zwei Drittel der Schüler regelmäßig Kopfschmerzen. Dennoch würden ihre Beschwerden häufig nicht ernst genommen – obwohl oft einfache therapeutische Maßnahmen die Schmerzen lindern könnten.
„Eltern sollten Kopfschmerzen nicht bagatellisieren. Kopfschmerzen können den Alltag und die Zukunft junger Menschen stark beeinträchtigen“, sagte Gudrun Goßrau, Leiterin der Kopfschmerzambulanz im Interdisziplinären Universitätsschmerzzentrum am Universitätsklinikum Dresden und Kongresspräsidentin des Deutschen Schmerzkongresses.
Demnach gaben in einer Querschnittsstudie in Dresden mit mehr als 2.700 befragten Schülern mehr als zwei Drittel an, regelmäßig an Kopfschmerzen zu leiden. Mehr als ein Fünftel aller Kinder und Jugendlichen mit mehr als zwei Kopfschmerztagen im Monat fehlte dadurch regelmäßig in der Schule.
„Eine ärztliche Diagnose und Therapie der Kopfschmerzen erhalten nur die Wenigsten“, erklärte Goßrau. Dabei seien Migräne und Spannungskopfschmerz die häufigsten eigenständigen Schmerzdiagnosen bei Kindern und Jugendlichen. Alarmierend sei, dass Kopfschmerzen stattdessen häufig in Eigenregie mit frei verkäuflichen Medikamenten bekämpft würden.
„Schmerzmittel sollten Kinder aber nur einnehmen, wenn sie vom Arzt in geeigneter Dosierung verordnet wurden“, so Goßrau. Denn bei häufiger Einnahme könnten Medikamente die Kopfschmerzen auch verstärken. Manche seien für Kinder gar nicht geeignet.
„In Deutschland besteht nach wie vor ein Versorgungsbedarf, der mit den vorhanden Therapiestrukturen nicht abgedeckt wird“, so Goßrau. Um diese Versorgungslücke zu schließen, seien gesellschaftliche Anstrengungen erforderlich.
Diese beginnen demnach bei der Sensibilisierung von Eltern und Lehrenden, Berücksichtigung von Kopfschmerzen als Krankheitssymptom sowie entsprechender Ausbildung der Akteure im Gesundheitssystem. Darüber hinaus müssten dringend spezifische wie auch interdisziplinäre Therapiemöglichkeiten für Kinder und Jugendliche mit Kopfschmerzen geschaffen werden.
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