Vermischtes

Mediziner Mark S. gesteht jahrelanges Blutdoping

  • Dienstag, 29. September 2020
Mark S. (Mitte) muss sich wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Arzneimittel- und Dopinggesetz vor Gericht verantworten. /picture alliance, Peter Kneffel
Mark S. (Mitte) muss sich wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Arzneimittel- und Dopinggesetz vor Gericht verantworten. /picture alliance, Peter Kneffel

München – Der Mediziner Mark S. hat als Hauptangeklagter im Blutdoping-Pro­zess ein umfassendes Geständnis abgelegt und Manipulationen seit 2012 eingeräumt. In einer von seinen Anwälten verlesenen Erklärung räumte der Erfurter heute ein, von jenem Jahr an vor allem Winter- und Radsportler betreut zu haben.

Allerdings unterstrich Mark S., dass es ihm dabei nicht um Geld gegangen sei, sondern dass er nur kostendeckend gearbeitet habe. „Ich habe mit Doping keinen Gewinn erzielt“, hieß es in der Erklärung. Darüber hinaus widersprach er dem Vorwurf, die Athleten durch die Behandlungen in Gefahr gebracht zu haben. „Mir war immer wichtig, dass den Sport­lern kein gesundheitlicher Schaden zugefügt wird.“

Die Staatsanwaltschaft München wirft dem 42 Jahre alten Mediziner fast 150 Vergehen vor. Mark S. räumte die meisten Taten ein, widersprach aber auch in gut einem Dutzend der aufgelisteten Fälle.

In den ersten beiden Prozesswochen sagten bereits zwei Helfer von Mark S. – die Kran­kenschwester Diana S. und der Rettungssanitäter Sven M. – aus und bestätigten die Er­gebnisse der Ermittlungen in der sogenannten „Operation Aderlass“.

Der Erfurter Arzt habe sie demnach damit beauftragt, Sportlern an diversen Orten Blut abzunehmen und zuzuführen. Das bestätigte nun auch der Mediziner selbst. Der Vater von Mark S. als weiterer Angeklagter hatte ausrichten lassen, von den Machenschaften seines Sohnes gewusst zu haben.

Einzig der fünfte Angeklagte in dem Verfahren, der Bauunternehmer Dirk Q., äußerte sich bislang nicht. Er sitzt neben Mark S. seit Anfang 2019 in Untersuchungshaft, weil er laut Staatsanwaltschaft ebenfalls Athleten Blut entnommen und wieder injiziert hat, unter an­derem während der Olympischen Winterspiele 2018 in Pyeongchang. Sein Anwalt hatte zu Beginn des Prozesses gefordert, das Verfahren wegen angeblich mehrerer Unrecht­mä­ßigkeiten einzustellen.

In größten deutschen Dopingprozess seit Jahren sind 26 Verhandlungstage anberaumt, ein Urteil wird kurz vor Weihnachten erwartet. Die Ermittlungen hatten im Januar 2019 nach einer ARD-Dokumentation und Aussagen des österreichischen Langläufers Johannes Dürr begonnen. Am 27. Februar kam es daraufhin zu zwei Razzien, eine während der nor­dischen Ski-WM in Seefeld und zugleich ein in Erfurt, bei der auch Mark S. verhaftet wurde.

dpa

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