Pharmabranche erwartet Umsatzminus

Berlin – Die Pharmaindustrie stellt sich nach dem Impfstoffboom auf Umsatz- und Produktionsrückgänge ein. Das teilte der Verband forschender Arzneimittelhersteller (vfa) heute mit. Zugleich mahnte er bessere Rahmenbedingungen an, etwa bei der Nutzung von Gesundheitsdaten in der Forschung.
Dieses Jahr dürfte der Umsatz der Pharmaindustrie nach Angaben des vfa preisbereinigt um 2,9 Prozent sinken und 2024 stagnieren. Die Produktion werde 2023 wohl im Schnitt um 1,4 Prozent schrumpfen und im kommenden Jahr um 2,0 Prozent wachsen, hieß es.
Damit fiel die Prognose etwas besser aus als im Frühjahr. „Aktuell spielen Ausfuhren von Impfstoff noch eine wichtige Rolle. Ohne eine Impfwelle in den kommenden Monaten dürften sie sich im Folgenden aber analog zu den Inlandsumsätzen normalisieren“, so der Verband.
Der Coup des Mainzer Herstellers Biontech, der den weltweit ersten zugelassenen Coronaimpfstoff auf den Markt brachte, hatte der Pharmarbanche eine Sonderkonjunktur verschafft. Mit dem Abflauen der Pandemie setze sich die Normalisierung fort, sagte vfa-Chefvolkswirt Claus Michelsen.
Erst am vergangenen Montag hatte Biontech verkündet, dass im dritten Quartal Abschreibungen von bis zu 900 Millionen Euro in Zusammenhang mit dem Coronaimpfstoff Comirnaty erwartet werden. Biontechs US-Partner Pfizer hatte zuvor seine Umsatz- und Gewinnziele drastisch gesenkt, da die Nachfrage nach Coronaarzneimitel und Coronaimpfstoffen schwindet.
Die Zahl der Mitarbeiter in der Pharmabranche ist trotz schwacher Konjunktur und der Debatte um Standortschwäche weiter gestiegen, wie vfa-Zahlen zeigen. Per Juli habe sie 127.800 Menschen hierzulande beschäftigt, rund sieben Prozent mehr als ein Jahr zuvor (118.700).
„Dies hängt vor allem mit dem Erfolg einzelner Unternehmen zusammen, die entweder neue Standorte eröffnet haben oder die gewonnenen Spielräume aus den vergangenen beiden Jahren nutzen, um ihre Innovationskraft zu stärken“, sagte Michelsen. Für viele andere Unternehmen hätten indes die Sparvorgaben der Bundesregierung rund um das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz zu Stelleneinsparungen geführt.
Deutschland habe gute Chancen für innovative Hightech-Produkte, sagte Michelsen. Beschleunigt werden könne das etwa durch Bürokratieabbau und den Zugang zu Daten. Letzteres sei in Deutschland kompliziert.
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