Pharmaindustrie: Impfverhalten in Deutschland hat sich geändert

Berlin – Das Impfverhalten der Deutschen hat sich offenbar verändert. Weiter abgenommen haben unter anderem die Grippeimpfungen, wie eine Analyse des Verbands der forschenden Pharmaunternehmen (vfa) zeigt.
Auffällig seien 2024 der starke Anstieg der Pneumokokkenimpfungen um 23 Prozent und der Meningokokken-B-Impfungen um 52 Prozent, teilte der Verband heute unter Berufung auf die Impfstoffverordnungen der gesetzlichen Krankenversicherungen zwischen 2018 und 2024 mit.
Der Grund für das deutliche Plus dürfte sein, dass die Ständige Impfkommission (STIKO) im September 2023 die Empfehlung für die Pneumokokkenimpfung vereinfacht und im Januar 2024 die Meningokokken-B-Impfung erstmals empfohlen habe, so der Verband.
2024 wurden auch zwölf Prozent mehr HPV-Impfstoff-Dosen gegen humane Papillomaviren verordnet als im Jahr davor. Hier könnte es sich teilweise um Nachholimpfungen nach den pandemiebedingten Rückgängen handeln.
Erstmals in nennenswerter Häufigkeit (nämlich rund 147.000 Mal) bei gesetzlich Versicherten verordnet wurden 2024 die RSV-Impfstoffe gegen Atemwegserkrankungen. Sie sind erst seit 2023 in Deutschland verfügbar; eine Stiko-Empfehlung gibt es seit August 2024.
Ganz anders stellt sich die Entwicklung laut Verband bei der Grippeimpfung dar: Nach dem pandemiebedingten Hoch 2020 und 2021 sind die Verordnungszahlen in den Folgejahren stetig gesunken – zuletzt um sieben Prozent.
Damit bewegen sie sich nun fast wieder auf dem niedrigen Niveau der Jahre vor der Pandemie. Dabei sei im gleichen Zeitraum der Teil der Bevölkerung, dem eine Grippeimpfung empfohlen wird, sogar gewachsen, betonten die Pharmaexperten.
Wie die Grippeimpfung ist auch die Impfung gegen Gürtelrose vor allem für Menschen ab 60 Jahren empfohlen. Bei dieser zeigt sich für 2024 ebenfalls ein starker Rückgang von 32 Prozent, trotz der Alterung der Bevölkerung. „Offensichtliche Gründe für beide Abwärtstrends sind erst einmal nicht zu erkennen“, heißt es.
Verbandspräsident Han Steutel sprach sich für eine digitale Erfassung der Impfquoten in Echtzeit mithilfe des elektronischen Impfpasses aus. Dann wären Informationen über den Gesundheitszustand der Bürger schneller verfügbar.
Ein frühzeitiger und einfacherer Zugang zu Impfungen hätte ein noch stärkeres Wachstum der Verordnungszahlen ermöglicht, betonte er. Häufig dauere es nach einer STIKO-Empfehlung lange, bis Honorarvereinbarungen zwischen Kassenärztlichen Vereinigungen und Krankenkassen geschlossen seien – was den Zugang zu neuen Impfungen erschwere.
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