RKI-Experte: Infektionen mit Maul- und Klauenseuche in Bevölkerung sehr unwahrscheinlich

Berlin – Obwohl sich Menschen grundsätzlich mit Maul- und Klauenseuche (MKS) infizieren können, betrifft das Wiederauftreten der Tierkrankheit in Deutschland die öffentliche Gesundheit nach Experteneinschätzung nicht. Weder über direkten Kontakt zu erkrankten Tieren noch über den Konsum einer Reihe tierischer Lebensmittel werden derzeit größere Risiken für die Bevölkerung gesehen.
Die Wahrscheinlichkeit von Infektionen in der Bevölkerung in Deutschland sei sehr gering, erklärte der Leiter des Fachgebiets Gastrointestinale Infektionen, Zoonosen und tropische Infektionen am Robert-Koch-Institut (RKI), Hendrik Wilking, heute auf Anfrage des Deutschen Ärzteblattes.
Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) betonte kürzlich die große Seltenheit von Fällen beim Menschen, zudem seien die Verläufe der vom MKS-Virus ausgelösten Krankheit mild.
In der vergangenen Woche war der erste Ausbruch von MKS seit mehr als 35 Jahren in Deutschland bekannt geworden. Die für Tiere hoch ansteckende Erkrankung wurde bei einer Wasserbüffel-Herde in Hönow im brandenburgischen Landkreis Märkisch-Oderland entdeckt. Ein weiterer Verdachtsfall bei einer Ziege in Brandenburg bestätigte sich heute nicht, wie das Friedrich-Loeffler-Institut bekanntgab.
Wilking vom RKI begründete die Einschätzung auch mit der heutzutage intensiven Überwachung der MKS bei Nutz- und Wildtieren und der Keulung erkrankter Tiere. Daher seien Seuchenzüge wie im vergangenen Jahrhundert mit Hunderttausenden betroffenen Tieren unwahrscheinlich.
Er verwies aber auch anekdotische Berichte älterer Mitbürger aus der Landwirtschaft: Demnach kam es bei solchen Seuchenzügen in der ersten Hälfte des vorherigen Jahrhunderts bei einigen Landwirten zu leichten Symptomen an Gliedmaßen und Schleimhäuten. Dies sei nach intensivem Kontakt zu den stark leidenden Tieren im Sinne von Schmierinfektionen der Fall gewesen.
„Es können dabei bei einem kleinen Anteil exponierter Personen Primäraphthen an der Eintrittspforte des Erregers entstehen, leichte fieberhafte Allgemeinreaktionen und nachfolgend Aphten an der Mund- und Rachenschleimhaut sowie an den Fingern und Zehen“, schilderte Wilking. Andere Organmanifestation seien komplett unbekannt.
Begünstigend wirkten mangelhafte Arbeitshygiene, eine sehr massive Exposition und Hautverletzungen, die als Eintrittspforte dienen könnten, schrieb das RKI in einem Epidemiologischen Bulletin 2001.
Auch weil sowohl historisch-anekdotisch als auch in der wissenschaftlichen Literatur nie ein relevanter Leidensdruck verzeichnet worden sei und die Aphten von alleine wieder abheilten, braucht es Wilking zufolge keine Krankheitsüberwachung von humanen Fällen, „und die öffentliche Gesundheit ist nicht betroffen“. Es könnten, falls nötig, nur die Symptome therapiert werden.
Das BfR betonte zudem, dass Infektionen und Erkrankungen des Menschen über den Verzehr von Lebensmitteln sowie eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung nicht bekannt seien.
„Durch den Verzehr von Lebensmitteln, die von infizierten Tieren stammen – etwa in Form von pasteurisierter Milch und daraus hergestellten Produkten wie Joghurt oder Eis oder durchgegartem Fleisch – ist eine MKS-Infektion nicht zu erwarten“, schreibt das Institut.
Es gibt aber auch eine Warnung: Vom Konsum von Rohmilch rät das BfR ab, auch wegen möglicher anderer krankmachender Keime.
Eine Vorbeugung von MKS ist laut Nachschlagewerk Pschyrembel etwa über individuelle Hygienemaßnahmen im Umgang mit potenziell infizierten Tieren möglich, wie etwa Schutzkleidung, Handschuhe und Desinfektion. Die Inkubationszeit beim Menschen beträgt demnach zwei bis acht Tage.
Die bei Kleinkindern häufiger vorkommende Hand-Fuß-Mund-Krankheit und MKS stehen nicht miteinander in Verbindung. Laut RKI kommt es aber manchmal zu Verwechslungen.
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