Vermischtes

Ruf nach Klimaneutralität für das Gesundheitswesen

  • Mittwoch, 7. Mai 2025
/MrPanya, stock.adobe.com
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Berlin – Die designierte Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) sollte sich darum kümmern, die Reduzierung der Treibhausgasemissionen des Gesundheitswesens in den Fokus ihrer Politik zu stellen. Das wurde auf dem Kongress „WeAct Con“ in Berlin angemahnt.

„Ich würde mir wünschen, dass die Gesundheitsministerin dieses Thema aufgreift und es als eines der wesentlichen Themen in ihrem Ressort verankert“, sagte die ehemalige Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Alena Buyx. Es sei viel zu gewinnen, wenn das Bundesgesundheitsministerium (BMG) dieses Thema besetze.

Ähnlich äußerte sich die Vorsitzende des Global Health Centres am Graduate Institute in Genf, Ilona Kickbusch. „Wenn das Gesundheitswesen ein Land wäre, wäre es der fünftgrößte CO2-Emittent weltweit“, sagte sie. Sie lobte den englischen National Health Service (NHS) dafür, sich zum Ziel gesetzt zu haben, bis 2045 klimaneutral zu sein.

Ein ähnliches Ziel sollte sich auch das deutsche Gesundheitssystem setzen, forderte Kickbusch. Denn derzeit trage auch das deutsche Gesundheitswesen mit seinen hohen Treibhausgasemissionen dazu bei, die Gesundheit der Menschen zu gefährden.

Öffentliche Aufmerksamkeit hat sich abgewendet

Buyx rief die Ärztinnen und Ärzte dazu auf, sich nicht davon entmutigen zu lassen, dass die öffentliche Aufmerksamkeit sich derzeit vom Klimaschutz abgewendet habe. Gerade jetzt sei die Zeit, um den Patientinnen und Patienten zu erklären, welche positiven Auswirkungen ein klimafreundliches Verhalten auf ihre individuelle Gesundheit habe.

Buyx berichtete davon, was sie in diesem Zusammenhang im vergangenen Jahr als Vorsitzende des Deutschen Ethikrats erlebt hatte. „Der Ethikrat hat mit seinen Stellungnahmen zu COVID-19 oder zur Künstlichen Intelligenz viel Aufmerksamkeit erhalten“, sagte sie.

„Als wir allerdings 2024 unsere Stellungnahme zur Klimagerechtigkeit in der Bundespressekonferenz vorgestellt haben, waren lediglich vier Journalisten anwesend.“ Und zum ersten Mal habe die tagesschau nicht über eine Stellungnahme des Ethikrats berichtet. Das bedeute allerdings natürlich nicht, dass der Klimaschutz nicht weiterhin sehr dringlich bearbeitet werden müsse.

Große Chance, die Menschen zu erreichen

Gerade auch in dieser Zeit könnten Ärztinnen und Ärzte die sogenannten „Low-hanging-fruits“ des Klimaschutzes in ihrem eigenen Umfeld abernten. Dazu zähle die Darstellung der Co-Benefits des Klimaschutzes gegenüber den Patienten, die die Verbesserung der individuellen Gesundheit zum Beispiel im Bereich der Ernährung betreffen.    

Das sei wunderbar möglich, weil Ärztinnen und Ärzte intensiv im Alltagsleben der Menschen präsent seien und prinzipiell mit positiven Dingen assoziiert seien. „Wir haben eine große Chance, die Menschen auf individueller Ebene zu erreichen“, betonte Buyx.

Die Vorteile eines klimafreundlichen Lebens zu vermitteln, sei innerhalb der Klimadebatte fast nur im Gesundheitswesen möglich. Denn im Gesundheitsbereich stehe die individuelle Lebensgestaltung im Vordergrund.

„Der Gesundheitssektor kann die Speerspitze einer positiv erfahrbaren Adaption sein“, meinte Buyx. „Wir sind diejenigen, die ein Krankenhaus klimafreundlich umbauen können, die Hitzeschutzpläne machen und den Menschen zeigen können, dass eine fleischarme Ernährung gut für sie ganz individuell ist. Das ist unser großes Geschenk.“

Dabei gebe es noch viele Möglichkeiten, die Menschen stärker zu motivieren, als es heute geschehe. Buyx nannte dafür ein Beispiel aus Österreich, wo ein Klimamobil die Arztpraxen abfahre und Flyer für die Patienten verteile, wie klimagerechtes und gesundes Verhalten parallel nebeneinanderliegen.

Kickbusch wies dabei darauf hin, dass der Klimawandel immer weiter voranschreite. „Ich komme gerade aus Indien“, sagte sie. „In Delhi herrschen zurzeit zwischen 35 und 38 °C. Vor zehn Jahren lag der Temperaturdurchschnitt um diese Zeit noch zwischen 25 und 28 °C.“ Auch vor diesem Hintergrund „haben wir eine Verantwortung, mit der Bevölkerung auf eine neue Weise zu reden“, um den Klimaschutz voranzutreiben.

fos

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