Sanofi will sich aus Geschäft mit Diabetes und Herzkrankheiten zurückziehen

Frankfurt/Main – Der neue Sanofi-Chef Paul Hudson verordnet dem französischen Pharmariesen eine Schlankheitskur. Wie der Konzern gestern am späten Abend bekannt machte, will sich Sanofi aus den Bereichen Diabetes und Herzkrankheiten zurückziehen.
Stattdessen soll sich das Unternehmen auf Wachstumsbereiche wie etwa die Krebstherapie konzentrieren. Hudson kündigt laut der Pressemitteilung „klarere Prioritäten und einen Fokus auf das Abliefern von Ergebnissen“ an.
Der Ausstieg aus den wenig lukrativen Geschäften soll Sanofi bis 2022 Ersparnisse von
zwei Milliarden Euro einbringen. Den Umbau hin zu Krebsmedikamenten hatte Sanofi gestern schon signalisiert. Es hatte angekündigt, das auf Krebsmedikamente spezialiserte US-Unternehmen Synthorx für 2,5 Milliarden US-Dollar kaufen zu wollen.
Für Sanofi Deutschland und vor allem Frankfurt ist der Konzernumbau eine schlechte Nachricht. 7.250 von rund 9.000 Beschäftigten der Landesgesellschaft arbeiten am Main. Für seinen Kassenschlager, das in Frankfurt-Höchst produzierte Insulin Lantus, hat Sanofi den Patentschutz verloren und kämpft in den USA mit sinkenden Marktanteilen.
Das Insulin-Geschäft – lange eine Domäne der Franzosen – ist längst keine sichere Bank mehr. Sanofi hatte daher schon 320 Jobs in Frankfurt Höchst gestrichen. Frankfurt-Höchst ist der größte integrierte Produktions- und Fertigungsstandort von Sanofi weltweit und an der Wertschöpfungskette vieler Arzneimittel beteiligt. Neben Frankfurt hat Sanofi in Deutschland auch Standorte in Berlin, Köln und Neu-Isenburg mit einem Jahresumsatz von zusammen 4,8 Milliarden Euro.
Volker Weber, Landesbezirksleiter der IG BCE Hessen-Thüringen bemängelte, dass erst vor zehn Tagen die jüngste Aufsichtsratssitzung von Sanofi Deutschland stattgefunden habe. „Dort war keine Rede von einem so grundlegenden Strategiewechsel, der besonders den Standort Hessen betrifft“, kritisierte er. „Jetzt geht Hudson in die Öffentlichkeit, ohne vorher die Arbeitnehmer einzubeziehen.“ Diese „Brüskierung“ werde nicht folgenlos bleiben.
Sanofi Deutschland erklärte, die Umbaupläne auch für Frankfurt würden erst in den kommenden Monaten erarbeitet. Die Pläne aus Paris beträfen nur die Forschung, in der 1.300 Menschen in Frankfurt in mehreren Arznei-Bereichen und nicht nur Diabetes arbeiteten, betonte eine Sprecherin.
„Ein Ausstieg aus der Diabetesforschung wird sicher nachhaltige Folgen für den Standort in Frankfurt-Höchst haben“, sagte Weber. Der stellvertretende Aufsichtsratvorsitzende von Sanofi Deutschland versprach „schwere Verhandlungen und Widerstand“ gegen die Vorgaben der Konzernzentrale.
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