SARS-CoV-2-Ausbruch in Göttingen: Stadt sieht Familienfeiern als Ursprung

Göttingen – Nach einem Ausbruch von SARS-CoV-2 in Göttingen geht die Stadt weiter davon aus, dass sich die Betroffenen vor allem bei Treffen in privaten Räumlichkeiten mit dem Virus angesteckt haben. „Wir wissen, dass das Ausbruchsgeschehen mit mehreren privaten Familienfeiern in Zusammenhang steht“, sagte Stadtsprecherin Cordula Dankert heute.
Ob bei den Familienfesten am 23. und 24. Mai das Zuckerfest im Anschluss an den islamischen Fastenmonat Ramadan gefeiert wurde, war zunächst unklar. Dankert machte dazu keine Angaben. Auch die Rolle einer Shishabar, die unerlaubt geöffnet war und der nun ein Bußgeld droht, ist bislang nicht geklärt. „Wir gehen allen Hinweisen nach, die wir haben, und versuchen ein möglichst umfassendes Bild zu bekommen“, so Dankert.
Aber: „Oberste Priorität hat im Moment die Nachverfolgung der Infektionsketten.“ Dennoch werde geprüft, ob Betroffene gegen Hygiene- und Abstandsregeln verstoßen haben. Aktuelle Angaben zur Zahl der Infizierten und Menschen in Quarantäne wollte die Stadt am Abend veröffentlichen. Oberbürgermeister Rolf-Georg Köhler (SPD) werde über die aktuelle Lage informieren, hieß es.
Im Zusammenhang mit den privaten Familienfeiern in Göttingen sind inzwischen mehr als 200 Menschen aus der Stadt und dem Landkreis Göttingen in Quarantäne geschickt worden. Alle sind aufgefordert, sich testen zu lassen.
Als Kontaktpersonen von Infizierten gelten zudem weitere Menschen aus Salzgitter und Osnabrück sowie aus den Bundesländern Thüringen und Nordrhein-Westfalen. Die zuständigen Gesundheitsämter sind informiert. Dem Krisenstab der niedersächsischen Landesregierung zufolge wurden bis heute mehr als 300 Kontaktpersonen ermittelt.
Die Zahl der Menschen, die nachweislich mit SARS-CoV-2 infiziert sind, lag nach Informationen der Stadt vom späten Montagabend bei rund 70. Ein Betroffener musste wegen der Infektion im Krankenhaus behandelt werden. Die Ergebnisse weiterer Tests wurden im Laufe des Dienstags erwartet.
Nach Angaben der Stadt meldeten sich einige mögliche Betroffene über das Pfingstwochenende nicht wie angeordnet zu einem Test. Ihnen wurde ein Bußgeld angedroht. Laut Krisenstab der Landesregierung gingen Mitarbeitende des Gesundheitsamtes in einigen Fällen in Begleitung der Polizei zu den Betroffenen, um sicherzustellen, dass sie sich testen lassen.
Der Krisenstab drohte zudem möglichen Quarantänebrechern mit einer Einweisung. Wer sich nicht an eine Quarantäneauflage halte, begehe eine Straftat und könne vom Gericht in eine geschlossene Einrichtung überstellt werden, sagte die stellvertretende Leiterin des Krisenstabs, Claudia Schröder, heute in Hannover.
Der Ausbruch hat weitreichende Folgen auch für zahlreiche Schüler sowie Lehrkräfte in Göttingen. Da rund 60 Kinder und Jugendliche als Kontaktpersonen gelten, wurden die Schutzvorkehrungen in 13 Schulen angepasst. Dazu zählt, dass auf dem Schulgelände und in den Gebäuden ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden muss. Nur im Klassenraum darf die Maske abgelegt werden. Die Regel gilt für einen Zeitraum von 14 Tagen.
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