Sehbehinderte: Nutzungsbarrieren der Luca-App zu wenig bedacht

Magdeburg – Blinde und Sehbehinderte haben die Nutzungsbarrieren der Luca-App zur Kontaktnachverfolgung von Coronainfizierten kritisiert.
„Hier wurde im Vorfeld nicht bedacht, die Anwendung barrierefrei zu gestalten. Blinde Menschen werden von der Nutzung ausgeschlossen“, sagte Bernd Peters, Leiter der Geschäftsstelle des Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen Anhalt (BSVSA). „Ich finde, die Barrierefreiheit hätte eine Bedingung für den Kauf der App sein müssen.“
Sachsen-Anhalt wird die App künftig einsetzen. „Alle 14 Gesundheitsämter sollen in den kommenden vier Wochen angeschlossen werden“, teilte eine Sprecherin des Sozialministeriums vorgestern in Magdeburg mit. Die Kosten von rund einer Million Euro für die Einführung des Systems trägt das Land.
Der Kritik der Sehbehinderten entgegnete eine Sprecherin des Sozialministeriums in Sachsen-Anhalt gestern: „Wir gehen davon aus, dass die Entwicklerfirma die Barrierefreiheit kurzfristig implementiert.“ Man habe die App erstmal schnellstmöglich einführen wollen, da die Anwendung ansonsten alle wichtigen Anforderungen erfülle.
Die Luca-App funktioniert mit einer Art virtuellen Visitenkarte: Nutzer müssen zunächst ihre Kontaktdaten eingeben, das Programm verschlüsselt die Informationen dann und generiert wechselnde QR-Codes. Mit den Codes können sich die Nutzer sodann in Restaurants, Kinos oder anderen Orten anmelden, ohne sich in eine Liste einzutragen.
Tritt im Umfeld des besuchten Ortes eine Infektion auf, kann das Gesundheitsamt die gefährdeten Besucher über die App ermitteln. Davon verspricht sich die Landesregierung eine schnellere und effektivere Nachverfolgung der Risikokontakte.
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