Stark steigende Arzneimittelausgaben erwartet

Düsseldorf – Die Arzneimittelausgaben in Deutschland werden in den kommenden Jahren vermutlich weiter deutlich steigen. Zu dieser Prognose kommt eine Arbeitsgruppe der Otto Beisheim School of Management und der Hochschule Aalen. Die Forscher um Christian Hagist, Professor für Volkswirtschaftslehre, appellieren an die Politik, zügig zu handeln, um die Kostensteigerung einzudämmen.
„Für politische Entscheidungsträger und die Gesellschaft ist es von Interesse, zu erkennen, wie der Medikamentenkonsum sich in unterschiedlichen Patientengruppen entwickelt“, erläutert die Arbeitsgruppe. Besonders relevant sei dazu die kleine Gruppe von Hochrisikopatienten, bei der sich die steigenden Ausgaben stark konzentrierten.
Die Modellierung eines entsprechenden Basisszenarios, das ein gleichmäßiges Wachstum der Arzneimittelausgaben in den kommenden Jahren annehme, komme auf eine Kostensteigerung von 40 Prozent zwischen den Jahren 2019 bis 2060. Andere Szenarien seien aber deutlich pessimistischer.
Werde die bisherige Ausgabenentwicklung für Hochrisikopatienten in der Modellierung berücksichtigt, seien die 40-prozentigen Mehrausgaben für Medikamente schon im Jahr 2040 erreicht, bis 2060 könnten sich die Arzneimittelausgaben mehr als verdoppeln. Andere Modellierungen zufolge könnten die Arzneimittelausgaben in Deutschland pro Kopf bis 2060 um bis zu 150 Prozent steigen.
„Daher sollten politische Entscheidungsträger die aktuell wohlwollende Bewertung neuer Medikamente für seltene Erkrankungen und die großzügige Preiserstattung überdenken, um die Kosten im Gesundheitssektor unter Kontrolle zu behalten“, empfiehlt die Autorengruppe.
Sie raten zudem, die Erstattung neu zugelassener Medikamente im hochpreisigen Segment auf europäischer Ebene zu regeln. Zudem sollte der tatsächliche Nutzen von Medikamenten für Lebenserwartung und Lebensqualität der Patienten strenger als bislang überprüft werden, so die Empfehlung.
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