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Wada will wissen: Missbrauchen Spitzensportler Semaglutid?

  • Mittwoch, 31. Juli 2024
/picture alliance, Jens Kalaene
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Montreal – Die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada schaut mit Argusaugen auf den Gebrauch von Semaglutid durch Athletinnen und Athleten.

Der als Diabetes- und Abnehmmittel zugelassene Wirkstoff steht seit diesem Jahr auf einer Liste von Substan­zen, die die Wada überwacht, „um potenzielle Missbrauchsmuster im Sport zu erkennen“. Als Dopingmittel ver­boten ist Semaglutid bislang aber nicht.

„Semaglutid wurde in das Überwachungsprogramm aufgenommen, um Verwendungsmuster während und außerhalb des Wettkampfs zu verfolgen“, teilte Wada-Sprecher Andrew Maggio auf Anfrage des Deutschen Ärzteblatts () mit.

Die Athletinnen und Athleten werden demnach im Rahmen von Dopingkontrollen auf Substanzen getestet, um Daten über die Häufigkeit des Konsums zu sammeln. „Diese werden derzeit erhoben“, so Maggio. Da Se­ma­glutid aber bislang nicht verboten sei, habe es für Sportlerinnen und Sportler bislang keine Konsequenzen, wenn bei ihnen das Präparat nachgewiesen werde.

Eine konkrete Nachfrage, ob bei den Olympischen Spielen in Paris abgegebene Urin- und Blutproben auf Semaglutid getestet werden, wollte Maggio nicht beantworten.

Der Wirkstoff Semaglutid des Herstellers Novo Nordisk ist sowohl als Diabetesmittel („Ozempic“) als auch als sogenannte Abnehmspritze für adipöse Menschen („Wegovy“) verfügbar. Er reduziert klinischen Studien zu­fol­ge die Energieaufnahme, erhöht das Sättigungsgefühl und sorgt für eine bessere Kontrolle über das Essver­halten. Semaglutid senkt demnach auch die Vorliebe für stark fetthaltige Nahrungsmittel.

In welchem Ausmaß das Präparat von Sportlern genutzt wird, ist aber noch unklar, so Mario Thevis, Sprecher des Zentrums für Präventive Dopingforschung an der Deutschen Sporthochschule Köln, zum . „Konkrete Zahlen zum Semaglutid liegen meiner Kenntnis nach dazu derzeit noch nicht vor.“

Zudem sei noch unklar, aus welchen Gründen – abseits der eigentlichten Indikationen – Spitzensportlerinnen und -sportler Semaglutid einnehmen könnten. „In einigen Sportarten ist Gewichtsmanagement ein entschei­dender Faktor, sowohl bei Disziplinen mit Gewichtsklassements aber auch in Sportarten, wo zum Beispiel Watt/kg Körpergewicht ein zentraler Aspekt ist“, sagte Thevis.

Mithilfe der Wada-Beobachtungsliste könnten wertvolle Informationen zu Gebrauchs- beziehungsweise Miss­brauchsmustern von Substanzen erhoben werden, erklärte Thevis. Das könne Hinweise darauf geben, ob ein Wirkstoff überwiegend zu nicht-therapeutischen Zwecken verwendet wird.

Sollten sich bei Semaglutid Anzeichen für einen missbräuchlichen Gebrauch ergeben, der potenziell einen Wettbewerbsvorteil zur Folge habe, könnte das in die Gesamtbeurteilung hinsichtlich eines möglichen zu­künftigen Verbots einbezogen werden. Noch sei aber nicht absehbar, ob Semaglutid im Leistungssport verboten werde, so Thevis.

fri

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