Wirksamkeit klinischer Ethikberatung zu wenig untersucht

Halle/Wittenberg – Mehr Forschung zu klinischen Ethikberatungen fordern Wissenschaftler in einem neuen Cochrane-Review. Danach sind die Auswirkungen dieser Beratung auf die klinische Praxis und die Faktoren dafür bislang wenig untersucht.
In vielen Krankenhäusern besteht inzwischen die Möglichkeit einer klinischen Ethikberatung. Ziel dieser Beratungen ist es, Patienten, Angehörige und Mitglieder des Behandlungsteams bei ethisch schwierigen Entscheidungen zu unterstützen.
„Es besteht ein Mangel an qualitativ hochwertigen Studien zur Evaluation der Wirksamkeit“, erläuterte Stephan Nadolny, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
„Für solche klinisch-ethischen Forschungsarbeiten ist eine enge Zusammenarbeit von Vertretern der Medizinethik mit Wissenschaftlern der Gesundheitsforschung und weiteren Disziplinen erforderlich“, sagte Jan Schildmann, Direktor des Instituts, der die Forschungsarbeiten geleitet hat.
Die Wissenschaftler haben für den Review vier randomisierte Studien aufgenommen, die in sechs Artikeln veröffentlicht wurden. Die Erscheinungsdaten reichten von 2000 bis 2014. Drei Studien wurden in den USA und eine Studie in Taiwan durchgeführt. Alle Studien wurden auf der Intensivstation durchgeführt und umfassten zusammen 1.165 Patienten.
„Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass die eingeschlossenen Studien ein mittleres oder hohes Verzerrungsrisiko aufweisen. Aufgrund des unterschiedlichen Charakters der Interventionen und der geringen Anzahl von Studien war es nicht möglich, verschiedene Modelle der Intervention hinsichtlich ihrer Wirksamkeit zu vergleichen“, schreiben sie.
An dem mehrjährigen, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsprojekt waren auch Wissenschaftler aus Bochum, München und Amsterdam beteiligt.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: